Michael Binder vom Wiener Gesundheitsverbund (links) und Bürgermeister Michael Ludwig erklärten die neuen Maßnahmen.

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Wien kommt dem Automatismus zuvor: Ab 12. November dürfen nur noch Genesene und Geimpfte in die Gastronomie sowie zu körpernahen Dienstleistern und Veranstaltungen mit mehr als 25 Personen. Damit ist die Stadt wohl ein paar Tage schneller als der Stufenplan der Bundesregierung: Denn sobald bundesweit 500 Personen mit Corona-Infektion auf der Intensivstation liegen, tritt Stufe vier in Kraft – dann sind all diese Maßnahmen ohnehin landesweit vorgesehen. Und laut den aktuellen Prognosen ist das in zehn bis 14 Tagen der Fall.

Einheitliche Maßnahmen gefordert

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wäre es aber ohnehin am liebsten, der Wiener Alleingang wäre hinfällig: "Immer zu warten, bis eine Grenze auf den Intensivstationen erreicht ist, und dann Maßnahmen zu ergreifen, scheint mir zu spät zu sein", sagte er am Donnerstag. Er werde beim Bund-Länder-Gipfel am Freitagabend auf ein einheitliches Vorziehen der Stufe vier drängen.

Eine Sprecherin von Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) sagte am Donnerstag zur APA, dass die Bundesregierung mit dem bestehenden Stufenplan als "Unterkante der Maßnahmen" in die Beratungen gehen würde. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) pocht im Gespräch mit dem STANDARD schon jetzt auf eine einheitliche Lösung. "Mein Zugang ist, dass es bundesweit eine möglichst gleiche Vorgehensweise gibt, um die Bevölkerung nicht noch mehr zu verunsichern", sagte Platter, der auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz ist.

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) fordert ebenfalls einheitliche Regeln für ganz Österreich. Einzig der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) wehrt sich gegen eine bundesweite Linie: Sein Burgenland stehe mit einer Impfquote von 80 Prozent der impfbaren Bevölkerung so gut da, dass es nicht mit anderen in einen Topf geworfen werden dürfe, argumentiert Doskozil.

Nur 2,5G in Oberösterreich

Nur sanfte Verschärfungen gibt es vorerst im Bundesland mit den höchsten Infektionszahlen: Oberösterreich. In Gastronomie, Hotellerie, bei körpernahen Dienstleistern, in Kultureinrichtungen, Theatern, Kinos und Pflegeeinrichtungen gilt ab Montag 2,5G. Zudem werde man das PCR-Test-Angebot ausbauen und Mitte November eine Impflotterie starten, kündigte Oberösterreichs Thomas Stelzer gemeinsam mit Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (beide ÖVP) an. Allerdings: Die 2,5G-Regel soll ohnehin österreichweit bei Überschreiten der 400er-Marke bei den Covid-Intensivfällen eingeführt werden. Und das könnte bis Montag bereits der Fall sein.

Hin und Her um Genehmigung

Von Mittwoch auf Donnerstag habe Oberösterreich mit 2.317 Neuinfektionen den "höchsten Anstieg, den wir jemals sehen mussten", verzeichnet, sagte Stelzer. "Da schaue ich nicht einfach zu." Doch wohl genau diesen Eindruck hatten zuletzt viele in seinem Bundesland. Über Wochen hatte nämlich die fatale Mischung aus österreichweit niedrigster Impfquote, höchster Zahl an Neuinfektionen, gepaart mit den bundesweit niedrigsten PCR-Testungen die Landespolitik nur mäßig aus der Ruhe gebracht.

Zu seiner Verteidigung brachte Stelzer vor, dass Oberösterreich schon lange auf die Genehmigung des Bundes für ein Projekt zur flächendeckenden PCR-Testung warte. Das Gesundheitsministerium bestätigt auf STANDARD-Anfrage einen ersten Antrag aus Linz vom 20. August – doch "leider war es dem Land danach nicht möglich, rasch einen gültigen Antrag einzureichen". Ein "definitiver Screening-Antrag durch das Land" sei dann am 2. November übermittelt und tags darauf genehmigt worden.

Wien startet Kinderimpfung für unter Zwölfjährige

Durchaus für Aufsehen sorgt, dass Wien als weitere Maßnahme auch ein Impfangebot für Fünf- bis Elfjährige schaffen wird. Bereits in wenigen Tagen solle eine erste Kinderimpfstraße in Betrieb gehen, kündigte Stadtchef Ludwig an. Kinderärzte, die sich dazu bereiterklären, sollen Eltern und Kindern dort für längere Beratungsgespräche zur Verfügung stehen. Die Impfung für diese Altersgruppe ist offiziell noch nicht zugelassen, daher erfolgt diese "off-label". Ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meinte zum institutionalisierten Kinderimpfangebot: "In Europa sind wir damit die Ersten." Nötig wird eine Zustimmung der Eltern sein, der Stich erfolgt zudem nur mit Terminbuchung. Die Details werden noch ausgearbeitet.

Man sei auch noch auf der Suche nach interessierten Kinderärzten. In Wien seien laut dem Sprecher aber bisher bereits durch Kinderärzte 945 Impfungen für Kinder unter zwölf Jahren erfolgt. Für den 2G-Nachweis gilt diese Impfung nicht: Daher reicht für Kinder von sechs bis elf Jahren weiterhin ein Corona -Test für Eintritte, wo künftig ein 2G-Nachweis verlangt wird.