In den USA werden Kinder zwischen fünf und elf Jahren bereits großflächig gegen das Coronavirus geimpft. Hier gibt es eine Notfallzulassung für das Vakzin von Biontech/Pfizer.

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Wien –Noch hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA keine Zulassung für die Corona-Impfung für unter Zwölfjährige erteilt. Die Freigabe wurde zuletzt für Mitte November erwartet. Die Stadt Wien will aber noch vor der offiziellen Zulassung der europäischen Behörde eine Kinderimpfung organisieren. Institutionalisierte Impfungen sollen "Ende nächster Woche, übernächste Woche spätestens" angeboten werden, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker am Freitag im Ö1-"Morgenjournal". Bürgermeister Michael Ludwig (beide SPÖ) hatte bereits am Donnerstag angekündigt, dass eine eigene Impfstraße dazu eingerichtet wird. Details seien aber noch in Ausarbeitung.

Bereits jetzt werden von einigen wenigen niedergelassenen Kinderärzten in Wien Impfungen von Fünf- bis Elfjährigen durchgeführt. Laut einem Sprecher des Gesundheitsressorts wurden in Wien bisher bereits 945 Kinder geimpft – "off label", also außerhalb der Zulassung der Behörde. Das seien mehr als die Hälfte der bisher österreichweit durchgeführten Kinderimpfungen. Mit der geplanten Kinderimpfstraße reagiere Wien auf den "riesigen Nachfragedruck von Eltern", sagte Hacker am Freitag.

Keine Empfehlung Wiens für Kinderimpfung

Die Impfung werde von Wien nicht empfohlen, so Hacker. "Wir reagieren eher auf das Bedürfnis der Bevölkerung." Auch die Haftungsfrage ist laut dem Stadtrat geklärt: Wo vor einer Impfung ein ausführliches Aufklärungsgespräch durch einen Facharzt stattfindet und Eltern einer Impfung zustimmen, komme das Impfschadengesetz des Bundes zum Tragen.

Ein Sprecher Hackers meinte gegenüber dem STANDARD zum geplanten institutionalisierten Kinderimpfangebot der Stadt: "In Europa sind wir damit die Ersten." Für Michael Binder, den medizinischen Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, ist das Angebot vor allem an die Eltern jener Kinder gerichtet, die "ein medizinisches Zusatzproblem haben, wo eine Impfung aus heutiger Sicht schon indiziert ist", wie er der ORF-Sendung "Wien heute" sagte.

Aktuell sind Impfungen gegen das Coronavirus in der EU behördlich erst für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. In den USA gibt es für den Impfstoff von Biontech/Pfizer bereits eine Notfallzulassung für Kinder ab fünf Jahren.

Wo genau die Kinderimpfungen von der Stadt angeboten werden, ist noch offen. Fix ist aber, dass es längere Beratungsgespräche mit Ärzten vor dem Stich geben soll. Die Stadt ist zudem auf der Suche nach interessierten Kinderärzten, die diese Impfungen auch durchführen. Für den 2G-Nachweis kann die Impfung aufgrund der fehlenden Zulassung nicht herangezogen werden. Daher sollen in Wien Kinder von fünf bis elf Jahren wie bisher einen PCR-Test als Eintrittsmöglichkeit vorweisen können – selbst wenn Wien wie angekündigt die 2G-Regel für die Gastronomie, Hotels und andere Bereiche mit Ende kommender Woche einführt.

Insgesamt wurden in Wien bisher 153.000 Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre geimpft. Demnach gibt es auch bei der bereits zugelassenen Impfung für die Altersgruppe der Zwölf- bis 19-Jährigen noch erheblich Luft nach oben. (David Krutzler, 5.11.2021)