Wer steht da wohl vor der Tür? Ich will es gar nicht so genau wissen.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Tero Vesalainen

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn es bei mir an der Tür läutet, ist mein erster Reflex immer: ganz ruhig bleiben UND VOR ALLEM BLOSS NICHT AUFMACHEN. Ohne psychologisch versiert zu sein, rührt dieser Reflex wohl aus meiner Studentinnenzeit, in der ich nicht immer die nettesten Vermieter hatte, die Sinnhaftigkeit der GIS infrage stellte und in die Adressliste von aufdringlichen Spendenkeilern geraten war.

Zu allem Überdruss hatte ich auch noch eine mysteriöse Marienerscheinung an der Haustür. Nein, es ist nicht so, wie Sie denken. Ein älteres Paar mit Marienstatue stand eines Tages vor meiner Tür und suchte für die etwas hölzern wirkende Dame (also die etwa kniehohe Statue) Unterschlupf. Ich wohnte beengt und lehnte die nicht ganz taufrische Mitbewohnerin höflich ab. Ich hoffe, die Herbergssuche verlief später erfolgreicher.

Ausnahme: Halloween

Aber wo war ich? Also – ich öffne die Tür stets nur zögerlich, wenn ich weder Besuch noch ein Paket erwarte. Aber unlängst war Halloween, und da mache sogar ich eine Ausnahme. Auch wenn vor der Tür finstere kniehohe Gestalten warten, die Süßes wollen, notfalls aber unter anerkennendem Nicken der Eltern im Hintergrund auch mit Obst vorliebnehmen – solange es nicht sauer ist. Ich war ja vorgewarnt: Wer die Hexen und Zauberer empfangen wollte, konnte sich Tage vorher an der Wohnungstür der Familie eintragen. Wie nett!

Weitaus weniger zuvorkommend hat Halloween vor einigen Jahren ein Kollege erlebt, der nicht daheim war – und dem eine echte Gruselmeute dafür Eier gegen die Wohnungstür klatschte. Bin ich froh, dass die meisten, denen ich die Tür nicht öffne, keine Lebensmittel dabeihaben.

Halloween ist jedenfalls vorbei. Die Wohnungstür bleibt wieder verschlossen. Marienerscheinungen bitte vorab anmelden. (Franziska Zoidl, 5.11.2021)