Bargeldlos bezahlen wird auch in Geschäften immer beliebter. Vor allem die Pandemie hat das Zahlungsverhalten vieler Verbraucher verändert.

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Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie schnell wir auf digital umstellen können. Das hat sich etwa im Homeoffice gezeigt, denn viele Unternehmen haben de facto über Nacht erfolgreich auf diese Arbeitsweise umgestellt. Seither gehören Meetings via Zoom oder Teams zum Alltag vieler Arbeitnehmer.

Digitaler wurde auch unser Zahlungsverhalten. Kontaktloses Bezahlen – also mit Bank- oder Kreditkarte oder dem Handy – hat im Zuge der Pandemie weiter zugenommen. Jeder Österreicher zahlte im Vorjahr im Schnitt 214 Einkäufe digital. Das ist ein Plus von neun Prozent, wie aus dem aktuellen Report "Global Payments 2021 – All in for Growth" der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht. Für den Report werden jährlich die weltweiten Zahlungsströme und Erträge der Zahlungsdienstleister analysiert.

Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen wird sich laut BCG weiter fortsetzen. Bis 2025 erwarten die BCG-Experten ein Plus von rund 35 Prozent auf 289 Transaktionen. "Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen hält weltweit ungebrochen an. Die Corona-Pandemie wirkt als Beschleuniger, vor allem da Konsumenten verstärkt online einkaufen oder an der Kasse per Karte oder via Mobiltelefon elektronisch bezahlen", sagt Michael Strauß, BCG-Senior-Partner, zuständig für Payments in Europa, und Koautor des Reports.

Gute Ertragsquelle

Für die Finanzdienstleistungsbranche entwickelt sich der Zahlungsverkehr damit zu einer immer relevanteren Erlösquelle. BCG geht davon aus, dass sich der globale Ertragspool im Zahlungsverkehr bis zum Jahr 2030 auf 2,9 Billionen US-Dollar nahezu verdoppeln könnte. Hierzu zählen die Einnahmen aus den Zahlungsverkehrstransaktionen wie auch Gebühren und Zinserträge aus Girokonten oder ausgegebenen Kreditkarten.

Insgesamt zeigte sich der Markt für Zahlungsverkehrsdienstleistungen zuletzt robust: Die Erträge gingen im Corona-Jahr 2020 nur geringfügig zurück und werden nach Einschätzung der BCG-Experten bis 2025 um mehr als sieben Prozent jährlich auf bis zu 2,1 Billionen US-Dollar wachsen.

"Um das enorme Wachstumspotenzial im Zahlungsverkehr nutzen zu können, sollten die Unternehmen ihren Platz am Markt überdenken und entscheiden, welche Bereiche sie in den nächsten fünf Jahren erobern wollen", sagt Strauß. "Das Ökosystem des Zahlungsverkehrs ist dynamischer als je zuvor. Unternehmen, die ihren strategischen Weg entschlossen verfolgen, werden sich einen langfristigen strategischen Vorteil verschaffen."

In Österreich hat laut den Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) rund ein Viertel der Österreicher aufgrund der Pandemie das Zahlungsverhalten geändert. "Die Pandemie hat unseren Alltag, unsere Arbeitsweise, aber besonders das Konsum- und Zahlungsverhalten der österreichischen Bevölkerung signifikant verändert", sagt Eduard Schock, Mitglied des Direktoriums der OeNB und zuständig für den baren und unbaren Zahlungsverkehr in der Notenbank.

Weniger Bargeld

Die Bargeldnutzung ist während der Pandemie um 13 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019 zurückgegangen. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beim Anteil des Gesamtwertes der Transaktionen am Point of Sale (POS), der sich von 58 Prozent im Jahr 2019 auf 51 Prozent verringert hat. Trotz eines sehr hohen Zahlungskartenbesitzes (97 Prozent) bleibt Bargeld in Österreich aber weiterhin mit 66 Prozent aller Transaktionen am POS noch immer das beliebteste Zahlungsmittel der in Österreich lebenden Menschen. Vor allem kleinere Beträge werden noch am liebsten in bar gezahlt.

Insgesamt scheint die Pandemie laut OeNB aber den Trend zu Kartenzahlungen bei Verbrauchern beschleunigt zu haben. Transaktionen mit Debitkarten verzeichneten im Vergleich zu 2019 einen anteilsmäßigen Zuwachs von zehn Prozentpunkten auf 27 Prozent; mit Kreditkarten wurden dagegen lediglich zwei Prozent der Zahlungen abgewickelt. Andere unbare Zahlungsmittel kommen im stationären Handel dagegen kaum zum Einsatz. So wurden lediglich 0,7 Prozent der Transaktionen mit dem Mobiltelefon (z. B. Apple Pay, Blue Code) bezahlt. Erwartungsgemäß ist dieser Anteil bei den unter 30-Jährigen am höchsten und sinkt mit zunehmendem Alter. (7.11.2021, Bettina Pfluger)