Es lagen nur wenige Stunden zwischen den großen Ankündigungen von Umweltschutzministerin Leonore Gewessler und Österreichs erstem kleinem Umfaller auf der Klimakonferenz in Glasgow. Am Mittwoch verkündete Gewessler, man habe sich unter ihrer Ägide "vom Nachzügler beim Klimaschutz zum Vorreiter" gewandelt und mit Klimaticket und Co eine Aufholjagd gestartet. Österreich schließe sich zudem wieder der "High Ambition Coalition" an, jener Gruppe von Industrie- und besonders vulnerablen Staaten, die in Sachen Klimaschutz noch entschiedener und schneller handeln wollen.

Leonore Gewessler kündigte an, in Sachen Klimaschutz noch entschiedener handeln zu wollen.
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Dennoch verweigerte sie noch am selben Tag die Unterschrift unter einer Erklärung gewichtiger Mitglieder dieser Gruppe mit vielen vernünftigen Zielen – von Investmentstopps für Kohlekraftwerke über eine Methanreduktion bis hin zu jährlichen Zahlungen an hart getroffene Entwicklungsländer.

Der Grund dürfte sein, dass in dem Papier Gas- und Atomstrom als grüne Übergangstechnologien nicht ausgeschlossen werden. Doch sogar Atomkraftaussteiger Deutschland zieht mit. Hierzulande glaubt man aber offenbar immer noch, dass von Atomstrom überzeugte Staaten wie Frankreich oder die USA alsbald auf 100 Prozent Wind- und Sonnenenergie umsatteln werden. Das ist realpolitisch naiv und kostet alle wertvolle Zeit, die wir beim Klimaschutz nicht haben. (Fabian Sommavilla, 5.11.2021)