Die angekündigten Warnstreiks am Dienstag werden nun nicht mehr stattfinden.

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Angesichts der Streikdrohungen kam es in der Nacht auf Sonntag In einem Landhotel in Salzburg doch noch Bewegung in der Metallerrunde.

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Wien – Die für Dienstag angedrohten Warnstreiks sind abgesagt. Arbeitgeber und Gewerkschaften der metallverarbeitenden Industrie haben sich in der Nacht auf Sonntag auf Erhöhung der Ist-Löhne und -Gehälter für 130.000 Arbeiter und Industrieangestellte um 3,55 Prozent geeinigt. Das teilten beide Verhandlungspartner nach Mitternacht mit.

Mindestlöhne und -Gehälter werden per 1. November um drei Prozent angehoben. Gemessen am Plus von 2,75 Prozent, das beim Verhandlungspoker in der Nacht auf Mittwoch geboten wurde, haben sich die Abgesandten des Fachverbands "Metalltechnische Industrie" damit deutlich nach oben bewegt. Denn das Verhandlungsergebnis liegt deutlich über der Inflationsrate in den zwölf Monaten (1,9 Prozent) seit der Kollektivvertragserhöhung im Vorjahr, die traditionell als Basis herangezogen wird.

Inflationsrate steigt

Angesichts des seit dem Sommers stark gestiegenen Verbraucherpreisindex' – im Oktober stieg diese auf 3,6 Prozent, also ein Zehnjahreshoch – verlangten die Gewerkschafter die Berücksichtigung dieser anhaltenden Preissteigerungen. Damit stießen sie auf erbitterten Widerstand der Arbeitgeber.

Energie- und Rohstoffpreise

Denn getragen von Energie- und Rohstoffsektor betreffen diese Preissteigerungen auch die Unternehmen der Maschinen- und Metallwarenindustrie massiv. Sie können diese höheren Preise nur bedingt in den Verkaufspreisen unterbringen. Der Abschluss liege am oberen Limit, betonte denn auch der Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, Christian Knill, nach den Verhandlungen. Der Abschluss sei für viele der 1200 Betriebe "an der Schmerzgrenze".

Links die Arbeitgeberverhandler, rechts die Gewerkschafter: Nach rund zehn Stunden des Feilschens um Prozente und Prozentpunkte steht die kräftige Erhöhung der Löhne und Gehälter in der Metallverarbeitenden Industrie.
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Verhandelt hatten die Sozialpartner unter Führung von Johannes Collini (von der gleichnamigen Collini Gruppe in Hohenems), Rainer Wimmer (Produktionsgewerkschaft) und Karl Dürtscher (Gewerkschaft GPA) ab Samstagmittag in einem Hotel in Eugendorf bei Salzburg. Die Wahl war auf Salzburg gefallen, um die Anfahrtswege mangels Flugverbindungen zwischen Vorarlberg und Wien kurz zu halten.

Kräftiger Druck

Metallgewerkschaftschef Rainer Wimmer zeigte sich naturgemäß erfreut über die "kräftigen Lohn- und Gehaltserhöhungen". Für Bewegung habe der "starke Druck aus den Betrieben" mit Betriebsversammlungen und Protestveranstaltungen gesorgt.

"In Geiselhaft"

Nicht zu unterschätzen ist allerdings der Druck, den die anderen Metallindustrie-Fachverbände, allen voran der Stahl- und Automobilindustrie ausgeübt hatten. Sie verhandelten parallel zur Metalltechnischen Industrie – und fühlten sich von der Gewerkschaft "in Geiselhaft" genommen. Denn diese veranstaltete in der gesamten Metallindustrie Betriebsversammlungen und Protestaktionen. Nur so sei es möglich gewesen, "ein sehr, sehr gutes Gesamtpaket inklusive kräftigen Steigerungen bei Schichtzulagen und Lehrlingseinkommen zu schnüren", betonten die Chefverhandler Rainer Wimmer und Karl Dürtscher.

"Populistisch und unsachlich"

FMTI-Obmann Christian Knill, der Bruder des Präsidenten der Industriellenvereinigung, sparte nicht mit Kritik an der Verhandlungstaktik der Gewerkschaft: "Leider wurden die diesjährigen KV-Verhandlungen von den Gewerkschaften sehr populistisch und unsachlich geführt. "Man hoffe, künftig eine eine "moderne und sachliche Verhandlungskultur" zu entwickeln. "Das wäre im Sinne des Standorts und der dringend notwendigen positiven Grundstimmung im Land eindeutig der bessere Weg."

Die befristeten Warnstreiks von Dienstag bis Donnerstag mit teilweisen Schichtausfällen und Produktionsstillständen sind damit vom Tisch, werden nicht stattfinden. Stattdessen wird am Montag mit Bergbau/Stahl, Gießerei- und Fahrzeugindustrie verhandelt. Sie hatten teils nur zwei Verhandlungsrunden, fühlten sich entsprechend unfair behandelt. (ung, APA, 7.11.2021)