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In einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer schneidet Wien im Vergleich zu London, Berlin und Hamburg noch besser ab: "Nur" 27 Prozent des Einkommens werden hier im Schnitt für die Miete ausgegeben. In Berlin sind durch frühere Privatisierungen und ungebremste Grundstücksspekulationen die Mietpreise in den letzten Jahren explodiert.

Doch die Berlinerinnen und Berliner, die zu 85 Prozent zur Miete wohnen, wehren sich. Nicht nur mit dem klaren Ja zum Volksentscheid zur Enteignung großer Wohnkonzerne, sondern auch laufend mit unzähligen Bürgerinitiativen. Dass auf dieser Ebene in Österreich weniger passiert, mag am zahnlosen Petitionsrecht und den Hürden für Volksbegehren liegen.

Das rote Wien mit seiner international beachteten Tradition der Gemeindebauten hat noch immer einen viel höheren Anteil an Sozialwohnungen als Paris, London oder Berlin, aber auch hier gehen die Grundstückspreise in die Höhe – und die Bevölkerung wächst. Die Politik muss schon jetzt alles tun, um das Grundrecht Wohnen vor einem entfesselten Markt zu schützen. Man muss nicht auf den Aufstand der Mietenden warten, sondern kann auch proaktiv Spekulanten und allen, die aus einem Menschenrecht ein Geschäft gemacht haben, einen Riegel vorschieben. Mieterinnen und Mieter werden monatlich an ihre Miete erinnert. Sie vergessen das Problem – ihr Problem – nicht. Auch nicht bis zur nächsten Wahl. (Colette M. Schmidt, 8.11.2021)