Die “Dunkle Triade“ bezeichnet eine Kombination aus den Persönlichkeitsmerkmalen Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie und deren Zusammenhänge. Der Analyse der Ausprägungen dieser psychometrischen Persönlichkeitsdimensionen wird in der Persönlichkeitspsychologie und psychologischen Diagnostik bei der Auswahl und Bewertung von Führungskräften eine gewisse Bedeutung beigemessen. Der Grund ist, dass Personen mit Prädispositionen für die “dunklen Eigenschaften“ einerseits für eine positive Entwicklung in der Gesellschaft wenig förderlich, sondern destruktiv wirken und andererseits Indizien dafür existieren, dass diese Merkmale in bestimmten Settings wie Politik oder Wirtschaft in komplexeren Beziehungen zum Berufserfolg stehen. Bei dem Konstrukt geht es um subklinische Formen der Persönlichkeitstypen, also um Menschen mit “normalen“ und nicht klinisch relevanten Eigenschaften, mit denen wir alltäglich verkehren.

Dunkle Eigenschaften in Politik und Wirtschaft

Manch einer von uns könnte vermuten, dass sich in der Spitzenpolitik sowie im Topmanagement von multinationalen Konzernen gar nicht so wenige Vertreter mit derartigen Profilen tummeln. Im freien Assoziationstest kann die geneigte Leserschaft die drei Elemente der “Dunklen Triade“ studieren und für sich selbst evaluieren, in welchen Kontexten sie einem schon untergekommen zu sein scheinen. Sehen Sie es als Gedankenexperiment zur Selbstreflexion und differenzierten Betrachtung der eigenen Umwelt ohne Anspruch auf absolute wissenschaftliche Seriosität.

Wo und bei wem haben Sie die Eigenschaften wahrgenommen?
Foto: REUTERS/KIM KYUNG-HOON

Narzissmus

Der Begriff steht alltagssprachlich für Selbstverliebtheit. Das psychologische Konstrukt manifestiert sich durch Selbstüberschätzung, Überempfindlichkeit gegen Kritik, Suche nach Bewunderung und dominantem Interaktionsverhalten. Personen mit einem derartigen Persönlichkeitsprofil wirken bei ersten Begegnungen oft interessant und attraktiv, werden aber nach längerer Bekanntschaft meist als ausbeuterisch und egozentrisch wahrgenommen. Andere Personen sind dazu da, den Narzissten zu bewundern. Er hält sich für etwas Besseres als die anderen.

Machiavellismus

Kennzeichnend für das Persönlichkeitskonstrukt des Machiavellismus sind eine relativ geringe affektive Beteiligung bei interpersonellen Beziehungen sowie geringe Bindung an konventionelle Moralvorstellungen. Weiters äußert er sich durch Realitätsangepasstheit und geringe ideologische Bindung. Für den Machiavellist heiligt der Zweck die Mittel. Menschen dieses Typus legen einen manipulativen Verhaltensstil an den Tag. Um Ziele zu erreichen, gibt es für sie keine Grenzen. In anderen Menschen sieht der Machiavellist vor allem ihre Nützlichkeit zur Erreichung der eigenen Ziele. Er leidet außerdem an einem Defizit an Empathie und verfolgt rational-kalkulierend seine Ziele, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Ihm ist genau bewusst, was gesellschaftlich positiv angesehen ist, er verhält sich jedoch nur dementsprechend, wenn es ihm zum Erfolg verhilft.

Psychopathie

Der Psychopath sieht andere Menschen als Objekt. Das Konstrukt bildet sich durch rücksichtslose Verhaltensweisen ab. Im Unterschied zum Narzissten und Machiavellisten ist für Personen mit psychopathischen Tendenzen beziehungsweise Veranlagung besonders, dass diese keine Angst vor Konsequenzen haben. Dieses Spezifikum lässt ihn kaltblütig werden. Personen dieses Persönlichkeitstyps haben eine höhere Wahrscheinlichkeit Straftaten zu begehen. Das Profil des Psychopathen weist ebenfalls eine hohe Impulsivität und geringe Empathie auf.

Normabweichendes Verhalten

Wie Ihnen wahrscheinlich aufgefallen ist, gibt es zwischen den drei Modellen durchaus nicht unwesentliche Überlappungen und Zusammenhänge. Welche Facetten oder Ausprägungen der beschriebenen Persönlichkeitsdimensionen Sie nun in Ihrer individuellen Realität wahrgenommen haben möchten, bleibt Ihnen überlassen. Leider ist durch deviantes Verhalten von unzähligen Politikern und Wirtschaftsbossen belegt, dass eine gewisse Konvergenz mit den definierten Konstrukten durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Wer die “Dunkle Triade“ verkörpert, kommt oft relativ gut durchs Leben, gerade aufgrund der Tatsache, dass einem die Wenigsten Paroli bieten. Wie formulierte es der Begründer der analytischen Psychologie, Carl Gustav Jung, so schön: “An den Grenzen der Logik hört zwar die Wissenschaft auf, nicht aber die Natur, die auch dort blüht, wohin noch keine Theorie gedrungen ist.“ (Daniel Witzeling, 15.11.2021)

Weitere Beiträge des Bloggers