Der Fiat 500 war und ist eines der erfolgreichsten Autos seiner Zeit.

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Mit der Neuauflage des Wagens im Retrolook landeten die Italiener einen Volltreffer. Sei es ihnen nach dem Patzer mit dem Multipla vergönnt.

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Mut konnte man tatsächlich eine Zeit lang kaufen. Und er war um geschätzt rund 250.000 Schilling nicht einmal sonderlich teuer. Die Rede ist vom Fiat Multipla, wie er von 1999 bis 2004 gebaut wurde. Er war die Neuauflage des legendären, ab 1956 gebauten, viertürigen und sechssitzigen Fiat 600 Multipla – eines außen sehr kleinen und innen sehr großen Wagens. Der neue Multipla hatte vorn drei Sitzplätze. Hinten auch. Aber in die Automobilgeschichte ging er als der hässlichste je gebaute Großserienwagen ein. Vor diesem Hintergrund sind zwei Details recht spannend.

Der Austro Daimler Bergmeister aus den frühen 1930er-Jahren.
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Der Multipla ist heute bei Autonarren sehr begehrt und würde hohe Preise erzielen. Allein, gut erhaltene Modelle sind schwerer zu finden als Mitfahrer, wenn man so ein Auto endlich besitzt. Außerdem ist nach dem Flop mit dem Multipla erstaunlich, dass sich Fiat 2007 über ein weiteres Remake getraut hat. Es war dies eines, bei dem die Erfolglosigkeit vorprogrammiert war – aber nicht eintrat. Der Fiat 500.

Topolino

Der Cinquecento war der Vorgänger des 600 und wurde von 1936 bis 1955 gebaut. Der Kleinwagen wurde rund 370.000-mal produziert, in mehreren Ländern in Lizenz gefertigt und war eines der erfolgreichsten Autos seiner Zeit.

Der Nuova 500 fiel 2007 in die Kategorie Kleinstwagen – und das, obwohl er deutlich größer als sein Vorbild war. Kleinstwagen verkaufte Fiat eigentlich nur in Italien sehr gut. Doch der neue 500er wurde schnell zur Stilikone. Modedesigner wie Trussardi oder Gucci durften ihm ihren Stempel aufdrücken.

Der aktuelle Austro Daimler Bergmeister. Dazwischen liegen nicht nur mehr als 1000 PS.
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Abarth, Maserati und Ferrari hielten für Sondermodelle her. Und inzwischen ist mit dem Fiat 500e der neueste Ableger auf dem Markt, ein rein elektrisch angetriebener Kleinwagen, der auf Monate hinaus ausverkauft ist. Und der Fiat 500 ist heuer bis September gleich überhaupt das meistverkaufte Auto in Österreich. Das ist ein Erfolg, von dem würden die Macher des nächsten Nachfolgers gar nicht träumen wollen.

Unikat

Von 1931 bis 1934 wurden 50 Stück vom Bergmeister gebaut. Der Austro-Daimler hatte 120 PS Leistung, war 145 km/h schnell, und Hans Stuck gewann auf dem Wagen ein Bergrennen nach dem anderen. Nachdem Austro-Daimler in den Steyr-Werken aufging, war es mit dem Automobilbau ein für alle Mal vorbei – Legende hin oder her.

Ford brachte Ende der 1990er-Jahre mit dem Puma ein kleines Sportcoupé. Die Produktion wurde bald eingestellt.
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Nun ja, ganz vorbei war es nicht. 2002 kaufte sich der Ingenieur Roland Stagl die Namensrechte und baute sich einen neuen Bergmeister zusammen, den Austro Daimler ADR 620 Bergmeister Shooting Grand. Dieser steht nun auf keinem Rohrrahmen mehr, sondern hat einen Alu-Space-Frame.

Der Verbrennungsmotor stammt von AMG und hängt in einem 1198 PS starken Hybridsystem. Elektrische Reichweite: 250 Kilometer. Spitzengeschwindigkeit: 330 km/h. Von 0 auf 100 km/h: 2,5 Sekunden. Kostenpunkt: 1,3 Millionen Euro. Gebaute Stück: 1. Aber verkaufen wird Stagl seinen Wagen wohl auch um zwei Mille nicht. Da wird das nächste Remake deutlich günstiger zu haben sein.

Den Namen darf nun ein kleiner SUV tragen.
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Überraschung

Renault brachte 1972 den Kleinwagen R5 auf den Markt. Er hatte in der Basisversion nicht einmal 40 PS Leistung und war recht günstig. Der Verkaufserfolg war so groß, dass man selbst bei Renault überrascht war. Er machte seinen Weg gar bis hin zum Sportwagen und sorgte als stärkste Version mit 408 PS sogar in der Gruppe B der Rallye für offene Münder.

Die zweite Generation des Renault 5, die ab 1984 gebaut wurde, weckte schon deutlich weniger Emotionen. Darum wird auch der Urahn für ein Remake herhalten. Anfang des Jahres präsentierten die Franzosen mit dem Renault 5 Prototype eine Studie, von der es heißt, dass sie in zwei, drei Jahren als E-Auto auf die Straße kommen könnte. Freunde der französischen Fahrfreude sagen ihm jetzt schon eine Zukunft voraus, die dem aktuellen Erfolg des Fiat 500 in nichts nachstehen soll.

Die Flops

Der Renault 5 war einst als günstiger Kleinwagen konzipiert, der einfach zu produzieren war. Bald wurde aus der ersten Generation des R5 eine Ikone.
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Nicht alle Neuauflagen waren so herrlich emotional und gleichzeitig erfolgreich wie die eben genannten. Es gibt mehr Multipla-Schicksale in der Automobilgeschichte. Als seinerzeit der Retro-Boom bei den Autos anhob, wollte auch Volkswagen etwas vom Kuchen abhaben und schickte mit dem Beetle einen Käfer-Nachfolger ins Rennen.

Nach nur acht Jahren, einem Facelift und mehreren Sondermodellen stellte Volkswagen den Verkauf wieder ein. Der direkte Konkurrent damals, Mini, hatte gewonnen. Die BMW-Tochter trat zwar das Erbe des Mini als spartanischer Kleinwagen mit Füßen, hatte aber einen unglaublichen Erfolg. Den Mini gibt es heute als SUV, als Kombi, als Cabrio, als Roadster, als Fünftürer, als Sportwagen, als Hybrid und E-Auto, als ... Ach, lassen wir das. Er hat gewonnen.

In wenigen Jahren soll uns der Renault 5 Prototype rein elektrisch angetrieben die Ehre erweisen.
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Vielleicht hat man sich bei Ford etwas Ähnliches gedacht – nur nicht zu sehr an der Tradition festhalten –, als man den Puma und den Mustang Mach-E auf den Markt brachte und aus zwei Sportwagen nun SUVs machte.

Gut, Sportwagen ist für den Puma vielleicht ein bisserl sehr gut gemeint. Das Sportcoupé auf Basis des Fiesta wurde von 1997 bis 2001 gebaut und hatte eine Leistung von 90 bis 125 PS. Aber er war wirklich ein agiler Flitzer, mit knackigem Fahrwerk. In Großbritannien gab es auch einen 155 PS starken Racing Puma.

Der Puma sollte das Sporterbe des Escort übernehmen und war der neue Star des hausinternen Markencups. Der neue Puma spielt auf diese Sportlichkeit an, aber er ist eben nicht für die Rennstrecke, sondern für den Wochenendausflug gebaut. Eine Schneise in die Verkaufsstatistik hat er noch nicht geschlagen. Und mit dem Mustang Mach-E hat man machem Mustang-Freund auch keinen Gefallen getan.

Das liegt nicht daran, dass nun kein fetter V8 blubbernd für Antrieb sorgt, sondern weil aus der amerikanischen Flunder ein fahrendes Hochhaus wurde. Andererseits konnte Ford so eine weitere Kundenschicht für den Mustang gewinnen. Erinnern wir uns an den ersten Diesel-SUV von Porsche. Da war das Gezeter schlimmer als bei allen Multiplas zusammen. Ein Gschäft ist der Cayenne aber bis heute. (Guido Gluschitsch, RONDO exklusiv, 16.11.2021)