Übernimmt die SPD in der Zeit des Erfolgs: Lars Klingbeil.

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Lars Klingbeil soll neuer SPD-Chef werden. Als das SPD-Präsidium am Montag diese Nachricht bekanntgab, war niemand wirklich überrascht. Im Gegenteil: Dass der 43-jährige Niedersachse die Nachfolge der Parteigrößen August Bebel und Willy Brandt antritt, erscheint logisch.

Seine Nominierung unterscheidet sich deutlich von den Berufungen in den vergangenen Jahren. Klingbeil übernimmt die Partei in einer Zeit, in der es gut läuft. Und sein Vorgänger, Norbert Walter-Borjans, gibt nicht entnervt auf, sondern findet: Jetzt sollen Jüngere ran.

Es sind also gute Voraussetzungen für Klingbeil. Er selbst hat seit 2017 auch zu diesen beigetragen. Da wurde er, in vergleichsweise stürmischer Zeit, Generalsekretär.

Schon damals meinten viele, wenn er seine Arbeit klug und umsichtig mache, dann könnte aus ihm ein mächtiger roter Niedersachse werden. Aus diesem Bundesland stammen ja auch der bislang letzte rote Kanzler Deutschlands, Gerhard Schröder, und der langjährige SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Klingbeil absolvierte seinen Zivildienst bei der Bahnhofsmission in Hannover, danach studierte er Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Nebenbei arbeitete er im Wahlkreisbüro Schröders.

Jungsozialist und Rockgitarrist

Als Klingbeil 2005 zum ersten Mal in den Bundestag einzog, stellte ihn Fraktionschef Franz Müntefering so vor: "Der Lars ist Jungsozialist, und das sieht man ihm auch an." Klingbeil hatte damals ein Piercing in der Augenbraue, früher war er auch Gitarrist der Rockband Sleeping Silence.

Das Piercing gibt es längst nicht mehr, heute trägt Klingbeil schicke Anzüge und Turnschuhe. Er gehört auch nicht mehr den Jusos an, sondern dem konservativen "Seeheimer Kreis".

2017 wurde Klingbeil vom damaligen SPD-Chef Martin Schulz zum Generalsekretär vorgeschlagen. Er kam in das Amt und musste zunächst nur Krisen bewältigen. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte die SPD mit Schulz ihr schlechtestes Ergebnis eingefahren.

Aufwärts ging es für die Partei danach auch unter Andrea Nahles nicht. Als sie ging, organisierte Klingbeil die Suche nach Nachfolgern in 23 Regionalkonferenzen, danach den Wahlkampf 2021 mit Olaf Scholz. Er kennt das Innenleben der SPD bestens und hat vielleicht eines schon im Kopf: Mit 43 Jahren könnte er zum Hoffnungsträger in der Zeit nach Scholz werden. (Birgit Baumann, 9.11.2021)