Personen, die vier Kinder und Jugendliche aufnehmen, bekommen im Burgenland in Zukunft einen Mindestlohn von 1.700 Euro netto.

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Eisenstadt – Das Burgenland will künftig analog zum Anstellungsmodell für pflegende Angehörige auch Pflegeeltern anstellen. Personen, die vier Kinder und Jugendliche bei sich zu Hause aufnehmen, sollen einen Mindestlohn von 1.700 Euro netto sowie weitere 550 Euro pro Kind und Monat erhalten. Bei drei Kindern werden 75 Prozent des Mindestlohns, bei zwei 50 Prozent ausbezahlt, sagte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Bisher haben Pflegeeltern einen Aufwandersatz pro Kind erhalten. Nun sollen sie finanziell und sozialrechtlich abgesichert werden, meinte Doskozil. Ziel sei es, die Kinder und Jugendlichen verstärkt in Familien und nicht in Heimen unterzubringen, um ihnen ein "soziales und geborgenes Umfeld" zu bieten. Außerdem soll mit dem Anstellungsmodell und einer damit verbundenen erweiterten Ausbildung die Qualität der Betreuung sichergestellt werden, betonte der Landeshauptmann. Angestellt werden die Pflegeeltern wie die pflegenden Angehörigen bei der Pflegeservice Burgenland GmbH.

Das Anstellungsmodell gilt auch für Krisenpflegeeltern, die insbesondere kleine Kinder mit höherem Betreuungsaufwand aufnehmen. Sie erhalten den Mindestlohn bereits für zwei Kinder. Ebenfalls eingeschlossen sind Pflegepersonen, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in ihr familiäres Umfeld aufnehmen. Das sei auch in Hinblick auf die Integration ein wichtiger Schritt, "wo wir versuchen, diese Kinder in der schwierigsten Situation ihres Lebens nicht irgendwohin abzuschieben, sondern ihnen eine wohlbehütete Umgebung zu geben", sagte Doskozil.

Ausweitung der Ausbildung

Die Anstellung sei freiwillig und gelte – abseits der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge – nur bei der Betreuung burgenländischer Kinder. Zur Qualitätssicherung werde die Ausbildung für Pflegeeltern ausgeweitet. Sie müssen 54 Lehreinheiten absolvieren. Für Krisenpflegeeltern wird es eine Zusatzausbildung geben. Sie werden nach dem Auslaufen der Betreuung zudem für sechs weitere Monate angestellt, in denen sie für den Notfall rund um die Uhr zur Krisenpflegebetreuung zur Verfügung stehen sollen.

Im vergangenen Jahr wurden im Burgenland laut Soziallandesrat Leonhard Schneemann (SPÖ) 243 Kinder und Jugendliche in Betreuungseinrichtungen untergebracht und 127 bei Pflegepersonen. Ziel sei es, die Zahl jener, die in ein familiäres Umfeld kommen, weiter zu erhöhen, betonte Schneemann. (APA, 9.11.2021)