Am Ende machten es drei junge Frauen unter sich aus. Im Finale des TV-Quotenhits The Taste entscheiden nur 60 Minuten und drei Löffel darüber, wer das Rennen um den Sieg macht.

Bei der Sat1-Kochshow bereiten Profi- und Hobbyköche unter extremem Zeitdruck aufwendige Gerichte zu, die auf Probierlöffeln serviert und von den Koch-Coaches der Teilnehmenden und namhaften Gastjuroren bewertet werden.

Beim diesjährigen Finale komponierte die aus Salzburg stammende Studentin Paula Bründl Kabeljau, Misomayonnaise, Erbse, Pistazie, Radieschen und Lauchzwiebel auf ihrem Löffel. "Ein Federspiel der Aromen", "fein und dezent", kommentierten die Koch-Coaches das Gericht. Trotz der geschmacklichen Vorschusslorbeeren blieb es bis zum letzten Votum spannend, welche der drei Finalistinnen gewinnen würde. Als der ausschlaggebende letzte goldene Stern hinter ihr aufleuchtete, brach Paula Bründl auf Anhieb in Freudentränen aus. "Niemals hätte ich damit gerechnet zu gewinnen. Schließlich waren viele der Teilnehmer professionelle Köche", sagt die 22-Jährige, die bis vor kurzem in Wien Psychologie studierte und nur hobbymäßig kochte.

Das Gespür für Aromen hat Paula Bründl von ihrer Mutter. Nun lernt sie die handwerklichen Grundlagen des Kochens.
Foto: Marlon Hambrusch

Aufgewachsen ist die diesjährige The Taste-Gewinnerin in Zell am See, war als Kind gerne in der Natur unterwegs und bekam schon früh ein Gespür für Genuss und Aromen vermittelt: "Meine Mutter hat jeden Tag frisch gekocht. In meiner Familie gab es immer große Wertschätzung für gutes Essen und hochwertige Lebensmittel." Das wurde Bründl erst so richtig bewusst, als sie mit 15 Jahren ein halbes Jahr lang bei einer Gastfamilie in den USA lebte, wo sie hauptsächlich Fertiggerichte zu essen bekam.

Doch erst mit Beginn der Pandemie stellte sich Paula Bründl selbst an den Herd. "Während der Lockdowns habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht und mich dem Kochen zugewandt." Begeistert vom neuen Hobby, bewarb sie sich für eine TV-Kochshow – ursprünglich aber nicht für The Taste, sondern für die Küchenschlacht im ZDF. "Im Herbst 2020 kam dann der Anruf, dass ich es in die Sendung geschafft habe", sagt Bründl. Nach der Teilnahme an der Küchenschlacht wurde ein Redakteur von The Taste auf Paula Bründl aufmerksam, der sie ermutigte, sich auch für diese Sendung zu bewerben.

Rauer Ton und Herzblut

Große Chancen rechnete sich die Hobbyköchin dort aber nicht aus. Ihr Ziel, es zumindest in eines der Kochteams zu schaffen, gelang ihr locker. Die Koch-Coaches Alexander Herrmann, Frank Rosin, Alexander Kumptner und Tim Raue waren allesamt von ihrem Hühnerherz-Yakitori begeistert. Raue nutzte seinen Joker und schnappte sich Paula Bründl für sein Team. "Eigentlich wollte ich zu Alexander Herrmann. Als Zuschauerin der letzten Staffel war mir Tim Raues Ton sprichwörtlich zu rau. Aber als Kandidatin war ich von der Kommunikation, dem Teamgeist und Herzblut, mit dem er bei der Sache ist, begeistert", erzählt Bründl.

Die Zusammenarbeit zwischen den beiden war jedoch nicht immer nur harmonisch. Im Finale war der Sternekoch sichtlich genervt vom Chaos auf dem Küchenblock seiner Kandidatin. Und als in einer Folge Seeigel und Ameisen verkocht werden sollten, kommentierte Raue Paula Bründls Gericht mit "Was soll das sein? Das ist nichts, gar nichts!". Es ist eine ihrer weniger schönen Erinnerungen an die Sendung: "Da habe ich die Grenzen meiner handwerklichen Fähigkeiten bemerkt. Ich hatte eine Idee, konnte sie aber nicht umsetzen."

Der Sieg bei "The Taste" bringt 50.000 Euro und ein eigenes Kochbuch.
Foto: Foto: Sat1 / Jens Hartmann

Fachlichen Mankos zum Trotz gelang es Bründl aber immer wieder, kreative Gerichte auf den Löffel zu bringen. Wie schafft man das als junge, wenig erfahrene Hobbyköchin? Neben Leidenschaft und Talent spielte auch die üppig gefüllte Speisekammer im TV-Studio eine Rolle. "Wenn ich da drinnen stand, ging es rund in meinem Kopf. Die Ideen sprudelten nur so", sagt Bründl. Sie habe sich vorab zwar mit handwerklichen Grundlagen des Kochens befasst, aber keine Rezepte auswendig gelernt.

Rezept für den Sieg

Mit Kreativität und Talent setzte sich die Hobbyköchin schließlich gegen alle Mitstreiter und Mitstreiterinnen durch, gewann The Taste 2021 und damit 50.000 Euro – als Extra gibt es ein Kochbuch mit ihren Rezepten aus der Sendung.

Der Sieg, sagt Bründl, bedeute aber nicht, dass sie die beste Köchin unter den Teilnehmenden gewesen sei. "Es geht nicht nur ums Kochen. Man braucht Nervenstärke, muss auf Knopfdruck kreativ sein, im Format der Löffel denken und den Geschmack der Juroren einschätzen können. Während der Kochzeit soll man dann auch noch Fragen beantworten. Schließlich handelt es sich um eine Fernsehsendung." Die Drehtage dauerten meist von sieben bis 20 Uhr. Nach drei Wochen war die ganze Staffel Mitte Juni im Kasten. Das Finale wurde aber erst Ende Oktober ausgestrahlt.

Kopf-an-Kopf-Rennen: Die Hobbyköchin Paula Bründl aus Zell am See konnte sich im Finale der Sat1-Kochshow "The Taste" gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzen.
Foto: Sat1 / Jens Hartmann

Wie hält man so lange geheim, dass man gewonnen hat? "Der engste Kreis meiner Familie und Freunde wusste Bescheid. Allen anderen wollte ich die Spannung nicht nehmen. Es war ja ein knappes Rennen." Für Paula Bründl bedeutete der Drehschluss einen harten Cut. Es ging sofort zurück ins Psychologiestudium, da sie ihre Bachelorarbeit fertigschreiben musste.

Nachdem sie den Titel in der Tasche hatte, wollte sie sich wieder ihrer neuen Leidenschaft zuwenden und eine Kochausbildung beginnen. Im September dieses Jahres fand sie eine Lehrstelle in einem der besten Restaurants der Welt, dem Haubenlokal Steirereck in Wien. Dass sie The Taste gewonnen hatte, habe sie beim Bewerbungsgespräch nicht einmal erwähnt. Ob ihr Chef Heinz Reitbauer mittlerweile Bescheid weiß, könne sie nicht sagen, da sie seit der Ausstrahlung des Finales nicht im Betrieb gewesen sei, weil sie gerade die Berufsschule besuche.

Im Gespräch mit der jungen Frau spürt man bei aller Freude über den Gewinn, dass sie sich auf ihre "15 Minuten Ruhm" nichts einbildet. Das Kochen steht für sie im Fokus: "Die 50.000 Euro habe ich für die Zeit nach der Lehre angelegt. Mein großer Traum ist, irgendwann ein eigenes Lokal zu eröffnen. Davor möchte ich Erfahrungen sammeln. Das bedeutet oft unbezahlte Praktika und natürlich auch Restaurantbesuche. Dafür kann ich das Geld gut gebrauchen." Wer weiß, vielleicht zählt Paula Bründl ja eines Tages genau wie ihr Coach Tim Raue und ihr Ausbilder Heinz Reitbauer zur Weltspitze der Gastronomie. (Michael Steingruber, 10.11.2021)