Auf den Corona-Intensivstationen in Oberösterreich kamen am Mittwoch weitere sieben Personen dazu, damit benötigen aktuell bereits 86 Personen eine intensivmedizinische Betreuung.

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Die Lage in Oberösterreichs Spitälern wird immer dramatischer, vor allem in den aktuellen Corona-Hotspots. In den Salzkammergut-Kliniken, dazu gehören die Standorte Vöcklabruck, Gmunden und Bad Ischl, kamen allein in den vergangenen 24 Stunden weitere drei Covid-Intensivfälle dazu. Von den regulär 28 zur Verfügung stehenden Intensivbetten sind nunmehr 15 mit Covid-Intensivpatientinnen und -patienten belegt.

Der Auslastungsgrad auf den Intensivstationen in diesen drei Spitälern beträgt aktuell 96 Prozent. Das heißt: Es steht gerade einmal ein einziges Intensivbett zur Verfügung. Damit ist praktisch keine adäquate Not- oder Akutversorgung über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Denn auch schwerkranke Nicht-Covid-Fälle belegen Intensivbetten, dazu kommen nicht aufschiebbare lebensnotwendige Eingriffe oder Unfälle. Das bestätigt auch Tilman Königswieser, der ärztliche Direktor des Salzkammergut-Klinikums, im Gespräch mit dem STANDARD.

"Kolleginnen und Kollegen aller Berufsgruppen leisten das Menschenmögliche. Das, was möglich ist, machen wir." Im aktuellen Notfallszenario, nicht anders ist der Status quo zu bezeichnen, konnten durch immensen Einsatz auch des Personals weitere drei Betten in den Spitälern so eingerichtet werden, dass hier ebenfalls eine intensivmedizinische Behandlung möglich ist. Das sei aber "keine Dauerlösung", so Königswieser. Selbst im Krisenstab des Landes Oberösterreich geht man hinter vorgehaltener Hand davon aus, dass bei größeren Akutfällen abseits von Corona andere Krankenhäuser in Oberösterreich einspringen müssen.

Triage-Situation droht

Aber auch diese sind bereits massiv ausgelastet. Damit könnte bald in größerem Ausmaß eine Triage-Situation eintreten, in der Ärztinnen und Ärzte im Notfall entscheiden müssen, welcher Intensivpatient eine größere Überlebenschance hat. Das wäre dann der Fall, wenn der Anstieg im Spitalsbereich bei den Covid-Fällen weiter so dynamisch anhält.

Planbare Operationen müssen schon jetzt großflächig verschoben werden. Nur in den drei Salzkammergut-Kliniken waren es vergangene Woche laut Königswieser "mehr als 170 operative Eingriffe", die abgesagt werden mussten. "Wenn es auch nächste Woche steigende Zahlen gibt, wird es sehr knapp bei uns", so Königswieser.

Mehr als 3.400 Corona-Neuinfektionen in Oberösterreich

Allein in Oberösterreich gab es am Mittwoch einen neuen Rekordwert von 3.424 Corona-Neuinfektionen. Das sind um über 600 Fälle mehr als der bisherige Tageshöchstwert, der erst vor wenigen Tagen erreicht wurde. Auf den Corona-Intensivstationen kamen weitere sieben Personen dazu, damit benötigen aktuell bereits 86 Personen eine intensivmedizinische Betreuung. Im aktuellen Stufenplan sind 103 Plätze für Covid-19-Erkrankte vorgesehen. Noch mehr Intensivbetten für Corona-Fälle würden einen weiteren drastischen Einschnitt in die Regelversorgung anderer Erkrankter bedeuten.

Sollten die aktuellen Regelungen wie 2G in der Freizeit nicht greifen, hält Erwin Windischbauer, Geschäftsführer des Krankenhauses Braunau, nur noch einen harten Lockdown für vertretbar. Im Spital St. Josef würden seit Wochen sechs Covid-Patienten auf der Intensivstation betreut. "Wir haben keine zusätzlichen Intensivbetten für Covid-Patienten mehr zur Verfügung", sagte Windischbauer der APA. Die OP-Kapazität sei bereits um ein Drittel reduziert worden – und müsse nächste Woche auf die Hälfte reduziert werden. Personal sei nicht mehr ausreichend vorhanden. Die Überbelastung sei "auf Dauer nicht stemmbar". (David Krutzler, 10.11.2021)