Auch zehn Jahre nach seinem Erscheinen steht "The Elder Scrolls V: Skyrim" immer noch hoch im Kurs bei den Fans der Serie.

Foto: Skyrim

Heute vor zehn Jahren hat Bethesda ein Spiel auf den Markt gebracht, das die Welt der Games in mehrerlei Hinsicht verändern sollte. "The Elder Scrolls: Skyrim" so der Titel des mittlerweile fünften Teils der Rollenspielsaga, die einst 1994 unter dem Beititel "Arena" ihren Anfang genommen hat.

Als "Dovahkiin", einem Auserwählten mit Zugang zur mächtigen Sprache der Drachen, erforschte man sein eigenes Schicksal am Himmelsrand und bestimmte die Schicksale dieser kalten Lande gleich mit. Von einfachen "Bring diesen Gegenstand irgendwohin"-Aufträgen bis hin zu politisch brisanten und weitreichenden Entscheidungen reichte die Palette der Aufgaben nicht nur im Rahmen der Story.

Auch darüber hinaus gab es genug Abenteuer zu finden und zu bestehen, in einem Ausmaß, das auch die beiden umfangreichen Vorgänger – "Oblivion" und "Morrowind" – noch einmal deutlich in den Schatten stellte. Allein mit der Haupthandlung konnte man gut und gern 50 Stunden verbringen. Doch wer die Welt so richtig erforschen wollte, war auch nach 1.000 Stunden noch nicht fertig. Der Immersionsfaktor von "Skyrim" war dabei so hoch, dass viele Spieler auch Gnade ob der zahlreichen und teilweise schweren Bugs walten ließen, die das Game besonders zum Start plagten.

Manche Elemente des Spiels, insbesondere der druckwellenerzeugende Drachenschrei "Fus-Ro-Dah" und die Klage über einen Pfeil im Knie, entwickelten ein Eigenleben als beliebte Memes.

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Mods, Mods und noch mehr Mods

Aber auch 1.000 Stunden sind irgendwann vorbei, dennoch ist "Skyrim" bis heute populär. Die Steam-Version der aufpolierten Special Edition kommt auf über 20.000 gleichzeitig aktive Nutzer pro Tag und sitzt damit bequem in den Top 100, vor vielen deutlich neueren Titeln, in die viel Budget geflossen ist und die regelmäßig Zusatzinhalte bekommen. Dazu kommen auch noch jene, die am PC über Bethesdas eigenen Launcher oder die nie auf Steam veröffentlichte Originalfassung spielen.

Der Grund ist: Auch "Skyrim" bekommt laufend Zusatzinhalte. Diese kommen allerdings kaum noch von Bethesda, sondern von den Fans. Das Rollenspielepos ist ein Musterbeispiel dafür, wie gute Unterstützung von Modifikationen ein Singleplayer-Game zum Dauerbrenner machen kann. Den Entwicklern war das freilich bewusst, denn auch "Oblivion" und "Morrowind" entfalteten ihr ganzes Potenzial erst dank Erweiterungen von Spielern.

Die Auswahl ist schlicht beeindruckend. Allein wenn es darum geht, Aspekte des Spiels grafisch aufzuwerten, ist der Katalog an frischen Texturen, Modellen, Wettereffekten, Filtern und anderen Verbesserungen kaum zu überschauen. Dazu kommen neue Gegenstände mit eigenen Eigenschaften, alternative Soundeffekte, frische Waffen, Zauber, Rassen und Klassen.

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Von Items bis Total Conversions

So manche ambitionierten Modder gehen aber weit über solche Anpassungen hinaus. Manche erschaffen ein neues Kampfsystem oder führen überhaupt Systeme ein, die das Game ursprünglich gar nicht anbietet. Wer möchte, kann aus "Skyrim" ein Survival-Game machen, in dem man nicht nur regelmäßig essen, trinken und schlafen, sondern auch die eigene Körpertemperatur im Auge behalten muss. Ein Ausflug in die Eislandschaft hinter Solitude oder in die Berge von Winterhold bietet dann gleich viel mehr Herausforderungen als nur allerlei starke Gegner.

Auch gibt es Mods für Spieler, die "Skyrim" zu einer Lebenssimulation umfunktionieren wollen. Diverse Berufe, inklusive virtueller Prostitution, lassen sich hinzufügen. Und freilich gibt es auch allerlei Scherzmods, die der reinen Belustigung dienen. Wer Spaß daran hat, anstelle von Drachen riesige Ausgaben von "Thomas the Tank Engine" zu bekämpfen, wird ebenfalls fündig.

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Modder betätigen sich auch erzählerisch und fügen neue Geschichten und Aufträge ein. Am ambitioniertesten sind freilich Total-Conversion-Projekte, die "Skyrim" im Prinzip in ein komplett neues Abenteuer verwandeln. Oder auch ein altbekanntes. "Skyblivion" und "Skywind" etwa bringen die Spielwelten von "Morrowind" und "Oblivion", Vvardenfell und Cyrodiil, in neuer Frische zurück. Beide Projekte sind seit Jahren in Entwicklung und ließen sich auch von der Coronavirus-Pandemie nicht aus der Bahn werfen.

Eine Erwähnung verdient sich auch das Total Conversion-Projekt Enderal. Dieses greift nicht auf bestehende Umgebungen aus der "Elder Scrolls"-Reihe zurück sondern entführt Spieler in eine ganz neue Welt mit eigenständiger Story, Charakteren und Systemen.

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Langes Warten auf Teil 6

Die Langlebigkeit von "Skyrim" kann aber auch nicht darüber hinwegtrösten, dass Fans längst ungeduldig auf den nächsten Teil der "Elder Scrolls"-Reihe warten. Bethesda hat in den vergangenen Jahren auch andere Titel in dem Fantasy-Universum veröffentlicht, darunter das Mobile Game "Blades" und das MMORPG "Elder Scrolls Online".

Keines genoss aber auch nur annähernd den Hype, den die Hauptserie entfacht. Die Onlinerollenspielumsetzung ist mit täglichen Spielerzahlen von 30.000 bis 40.000 auf Steam gar nicht so viel erfolgreicher als "Skyrim", dürfte aber für das mittlerweile von Microsoft übernommene Studio freilich lukrativer sein als der zehn Jahre alte Oldie.

Bethesda Softworks

Doch bis man wieder in einem klassischen Singleplayer-Abenteuer eine neue Region auf dem Kontinent Tamriel erforschen kann, wird es noch etwas dauern. 2018 kündigte Bethesda zwar "The Elder Scrolls 6" mit einem Teaser-Trailer an und versprach ein Game mit Spielspaß für ein Jahrzehnt. Doch seitdem gab es zur Entwicklung kaum mehr zu hören, als dass an dem Spiel gearbeitet wird.

Der "Skyrim"-Nachfolger wird erst fertiggestellt, wenn das erste Game für das neue Sci-Fi-Universum "Starfield" auf den Markt gekommen ist. Bis dahin konzentriert man die meisten Ressourcen auf dieses Projekt, das man als "Jetzt oder nie"-Chance versteht. Dementsprechend brauchen "Elder Scrolls"-Fans gar nicht erst darauf hoffen, dass Teil 6 vor 2023 oder 2024 erscheint, denn der "Starfield"-Release ist aktuell für November 2022 angesetzt.

Der nächste Rerelease ist da

Dass die drachengeborene Spielergemeinde ob der langen Wartezeit langsam frustriert ist, hat sich auch in die Chefetage von Bethesda durchgesprochen. Gegenüber IGN gestand CEO Todd Howard ein, dass der Release-Abstand zwischen "Skyrim" und dem nächsten Teil "keine gute Sache" sei. Er verweist aber auch darauf, dass diese Streckung den Mitarbeitern dabei helfe, kreativ zu bleiben und Burnouts zu vermeiden. Ein Erscheinungsdatum für "Elder Scrolls 6" blieb er schuldig.

Das Zehn-Jahre-Jubiläum ließ sich sein Unternehmen aber freilich nicht entgehen, um wieder einmal eine aufpolierte und erweiterte Ausgabe von "Skyrim" auf den Markt zu bringen. Pünktlich zum Jahrestag ist die "Anniversary Edition" des Games verfügbar, die in vollem Umfang 55 Euro oder als Upgrade zur Special Edition 20 Euro kostet.

Was man dafür bekommt? Alle offiziellen Erweiterungen, neue Quests – und 500 Mods, die Fans in den "Creation Club" hochgeladen haben. (gpi, 11.11.2021)

Update, 11:55 Uhr: Erwähnung von "Enderal" als Total Conversion-Mod ergänzt. Vielen Dank an User Palpetinus für den Hinweis!