Landeshauptmann Haslauer versucht es mit einem Witz.

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Jede und jeder hat sich in den letzten Monaten so seine Strategie zurechtgelegt, wie man durch die Corona-Jahre durchkommt. Dramatik, Pathos, Angst, Nüchternheit, Distanziertheit, Nähe. Es ist Faschingsbeginn, warum es nicht mal mit einem Witz versuchen: "Mir ist klar, dass die Virologen sagen – ich übertreibe ein bisschen –, am liebsten wäre mir, wenn jeder einzelne Salzburger und Österreicher in ein Zimmer eingesperrt ist, weil da kann er sich nicht anstecken und niemanden infizieren."

Endlich hat jemand den Plan durchschaut. "Aber er wird dann halt an Depression sterben oder verhungern oder verdursten. Wir können nicht nur die virologische Wahrheit umsetzen, sondern müssen schauen, dass insgesamt die Entwicklung die richtige ist."

Es ist kein freiheitlicher Politiker, der uns an dieser Weisheit teilhaben lässt, sondern der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Was zum Schmunzeln bei einer Inzidenz um die 1.000, und irgendwie soll es auch eine Begründung sein, warum harte Maßnahmen in seinem Bundesland jetzt nicht kommen sollen. Man will lieber noch ein paar Tage reden.

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Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kann sich bei den Landeshauptleuten in Oberösterreich und Salzburg nicht durchsetzen. Ein Lockdown – für wen auch immer – bleibt in der Schwebe. Es sind Tage, die kosten. Behandlungskapazitäten für andere Fälle, immer mehr Corona-Infizierte.

Die Ärzte in seinem Bundesland warnen zwar vor den nächsten Corona-Tagen, fordern Maßnahmen ein, die Situation ist dramatisch. Anstatt am Krankenbett zu stehen, sitzen die Expertinnen und Experten in den Landesstudios und warnen, bitten, versuchen Land, Politik und Gesellschaft zu überzeugen.

Man kann inhaltlich anderer Meinung sein, Politik muss immer Interessen abwägen. Sich durch einen Witz aus der Affäre zu ziehen wird jedoch der Tragweite der Aufgabe nicht gerecht. Jetzt wäre die Stunde für unpopuläre Entscheidungen. Doch es ist ein weiteres Zeichen von Wissenschaftsfeindlichkeit in diesem Land, ein Schlag ins Gesicht für alle jene, die sich als Expertinnen und Experten in dieser Pandemie engagieren und der Öffentlichkeit aussetzen. Die mahnen, die beraten, die informieren. Die bedroht werden. Die teilweise polizeiliche Hilfe brauchen, weil sie wegen ihrer Arbeit angefeindet werden.

Man wird so müde. Dieses Land hat bessere Führung in der Krise verdient. Keine billigen Pointen auf Kosten jener, die versuchen, uns aus dieser Situation herauszuholen. (Sebastian Pumberger, 11.11.2021)