Auch das schönste Weideleben geht einmal zu Ende. Das ist kein schöner Anblick. Aber es ist immerhin dem Sankt Martin zu Ehren.

Foto: Robert Newald

Der heilige Martin ist – neben allem anderen, das er natürlich auch ist – beinahe ein Südburgenländer. Immerhin kam er im Jahr 316 in der natürlichen Hauptstadt der Region, in Savaria, auf jene Welt, die er in weiterer Folge recht nachhaltig prägen sollte. Dieses Savaria nannten die Ungarn später Szombathely, also Samstagsmarkt. Die deutschen Bewohner sagten und sagen Steinamanger dazu.

Der heilige Martin aber ist – neben dem Umstand eben, dass er auch ein Südburgenländer ist – ein großer Europäer. In Savaria wurde der nach dem Kriegsgott Mars benannte Martinus zum Soldaten erzogen und ausgebildet. Er wurde nach Gallien versetzt, teilte vor den Mauern von Ambianum, dem heutigen Amiens, seinen Mantel; war Einsiedler; gründete ein Kloster; führte insgesamt ein so gottesfürchtiges Leben, dass man ihn zum Bischof von Caesarodunum, also Tours, berufen wollte.

Wenig karrieregeil

Das wollte der fromme Martin aber nicht, versteckte sich. Blödes Gänseschnattern verriet den bescheidenen, wenig karrieregeilen Mann. Und darum feiert man am heutigen 11. November Martini so, wie es eben gefeiert wird. Mit Gans; Knödel und Rotkraut; Semmelfülle mit Maroni; und dazu, wenn schon keinen jungen Steirer, einen fruchtigen Amerikaner aus den Uhudler-Rebgärten des Südburgenlandes.

Martini wird solcherart überall begangen. Aber nirgends so leibhaftig wie im Burgenland, wo der heilige Martin ja der Landespatron, Martini daher der Landesfeiertag ist. Im Norden gibt es das sogenannte Martiniloben, da werden die Keller weit geöffnet, um zu schauen, ob der Wein auch heuer eh was geworden ist.

Weidegans

Im Süden widmet man sich mit Hingabe den Gänsen. Knapp 6.000 laufen herum. Im Südburgenland hat man sich schon in den Nullerjahren zusammengeschlossen zur "Genussregion südburgenländische Weidegans."

Christian Reicher, der Geschäftsführer, bilanziert die Saison zufrieden. "Unsere Betriebe sind weitgehend ausverkauft." Sie versorgen Stammkunden und die Gastronomie, die zu einem guten Teil schon gut bis ausgebucht ist. Ganslzeit ist Wirtshauszeit. Das heurige 2G sei immer noch besser als der Lockdown im vorigen Jahr. Der Martinikirtag in St. Martin ist allerdings schon abgesagt worden.

Martini in the Box

Für den Fall des Falles haben sich die Gänsebauer freilich schon vorbereitet gehabt. "Im Vorjahr haben wir etwas Neues kreiert: Martini in the box. Ein fertiges Ganslmenü für daheim." Weidegans im Glas mit Knödel und Rotkraut und Wein. Das gibt es heuer auch. "Und geht sehr gut." Die Wirte sind in diesem Fall Lohnverarbeiter. "Risiko und möglicher Gewinn bleiben beim Produzenten." Das Risiko hat sich ausgezahlt.

Martini in the box ist, hört man von der Landwirtschaftskammer, auch heuer ausverkauft. (Wolfgang Weisgram, 11.11.2011)

www.weidegans.at