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Die Plattformen wurden mittels "Misoginy Report Card" benotet.

Foto: Reuters / Dado Ruvic

Keine der großen Social-Media-Plattformen ist sonderlich gut darin, Belästigung von Frauen zu verhindern. Das geht aus einem Bericht der feministischen Gruppierung Ultraviolet und des Institute for Strategic Dialogue (ISD) hervor.

Gemeinsam entwickelten sie eine "Misoginy Report Card", mit der unter anderem Facebook, Instagram, Youtube und Tiktok für ihre Handhabung von frauenfeindlichen Inhalten bewertet wurden. Wegen fehlender oder mangelhafter Maßnahmen schneidet dabei keines der Unternehmen gut ab, berichtet die "Washington Post".

Versagen in allen Bereichen

Betroffen seien insbesondere Women of Color, weil sie "einem Ansturm von rassistischen und frauenfeindlichen Angriffen ausgesetzt sind, einschließlich bösartiger geschlechtsspezifischer Desinformationskampagnen", heißt es im am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Die großen sozialen Medien würden demnach in allen Bereichen versagen, wenn es darum geht, für schwarze Frauen und LGBTQ+-Personen ein sicheres und inklusives Interneterlebnis zu schaffen.

Mittels Report Card wurden die Unternehmen mit US-amerikanischen Schulnoten, also mit Buchstaben von A bis F, bewertet. Am besten schnitt dabei Reddit ab – und erhielt ein C. Darauf folgt Twitter mit einem C-.

Beide Plattformen hätten "ziemlich robuste" Richtlinien gegen Hassrede, heißt es. Allerdings müssten diese auf geschlechtsbezogene Formen der Desinformation ausgeweitet werden, konkret auf Themen wie Abtreibung, Schwangerschaft und Essstörungen.

"Reddit, die Plattform, die einst als Zufluchtsort für Rechtsextremismus und Frauenfeindlichkeit bekannt war, hat sich in den letzten zwei Jahren als Branchenführer hervorgetan, indem sie ihre Richtlinien für Hassrede sowie die Moderation und Durchsetzung stark verändert hat", liest man im Bericht.

Schlechte Noten für Facebook und Co

Im Vergleich dazu schneiden Facebook (D-) und Instagram (F) eher schlecht ab. Tiktok wurde mit einem D+, Youtube mit einem D bewertet.

Grund dafür sei, dass Facebook die eigenen Richtlinien nur langsam durchsetze. Das Unternehmen lasse "die Opfer von Belästigung im Stich, indem es ihnen die Last aufbürdet, jeden einzelnen Beitrag und Nutzer zu melden". Instagram müsse außerdem seine Regeln anpassen, weil Foto- und Videoplattformen mit spezifischen Problemen kämpfen würden, die es woanders so nicht gibt.

Facebook erwiderte in einer Stellungnahme, dass die Analyse "die gesamte Arbeit, die wir leisten, um Menschen auf unserer Plattform vor verschiedenen Formen des Missbrauchs zu schützen", ignoriere.

Lob und Kritik

Tiktok wurde einerseits dafür gelobt, "den Industriestandard für Transparenzberichte" zu setzen, andererseits aber für die Richtlinien zur Sperrung von Nutzerkonten kritisiert. Laut Unternehmenssprecherin Jamie Favazza entferne die Plattform "Frauenfeindlichkeit, Transphobie, Rechtsextremismus und andere hasserfüllte Ideologien".

Außerdem arbeite man mit externen Experten zusammen, "um den Nutzern vertrauenswürdige Informationen über Belästigung, sexuelle Übergriffe und Essstörungen zu liefern".

Youtube erlaube laut dem Bericht unterdessen "extremistische Inhalte" und wurde dafür kritisiert, die Richtlinien für geschlechtsspezifische Gewalt nicht zu erweitern. Das Unternehmen erwiderte, Regeln gegen Hassrede, Belästigung und Desinformationen zu haben, die "die Förderung von Gewalt, Hass, Drohungen oder schädlichen Verschwörungstheorien" verbieten würden. (red, 11.11.2021)