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Die Kunststofftochter der OMV, Borealis, will die CO2-Emissionen radikal senken und hat dafür detaillierte Pläne ausgearbeitet. Viele andere Großunternehmen lassen die Zügel noch schleifen.

Foto: reuters/bader

Der Befund ist ernüchternd, das Nachschärfungserfordernis groß. So könnte man das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) zusammenfassen, die Österreichs 100 größten Unternehmen hinsichtlich ihrer Klimaschutzanstrengungen unter die Lupe genommen hat.

Demnach sind nach den bis dato vorliegenden Plänen nur 13 der 100 untersuchten Unternehmen auf Paris-Kurs. Sie haben demnach so klare und verbindliche Ziele formuliert, wie sie den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 in einem Stufenplan reduzieren wollen, dass sie im Einklang mit den bei der Klimakonferenz von Paris 2015 gefassten Beschlüssen stehen, die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts bei 1,5 Grads gegenüber der vorindustriellen Zeit zu stoppen.

52 Prozent ohne konkrete Pläne

Weitere 19 Firmen, die ein Klimaschutzziel formuliert haben, wollen ihre Emissionen zwar reduzieren, aber nicht vollständig neutralisieren – zu wenig, um etwas gegen die Erderwärmung auszurichten, wie die Studienautoren Roland Haslehner und Sabine Stock am Donnerstag sagten. Besonders alarmierend sei, dass mehr als die Hälfte, konkret 52 Prozent, noch immer kein konkretes, umfassendes Klimaschutzziel definiert hätten. Kompensationen durch Unterstützung von klimaschonenden Projekten in anderen Ländern lassen die Studienautoren nicht gelten. Jedes Unternehmen müsse in seinem Einflussbereich versuchen, möglichst viel CO2 zu vermeiden – ohne Ausreden, ohne Ausweichmanöver.

Teil der Untersuchung, die von September bis Oktober durchgeführt wurde, waren sämtliche im Leitindex der Wiener Börse (ATX) vertretenen Unternehmen plus die umsatzstärksten nicht börsennotierten Firmen im Land.

Acht streben Nettonullemissionen an

Als vorbildlich könnten acht Unternehmen aus den Bereichen Telekom, Dienstleistung, Konsumgüter, klassische Industrie und Energie bezeichnet werden, schreibt BCG, ohne deren Namen preiszugeben. Diese strebten Nettonullemissionen an. Aus dem Finanzbereich jedenfalls sei keines dabei.

Wie berichtet, will Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Während in vielen anderen EU-Ländern der Treibhausausstoß in den vergangenen Jahrzehnten gesunken ist, liegen die Emissionen in Österreich um rund zwei Prozent über dem Niveau von 1990. Bei den Pro-Kopf-Emissionen liegt Österreich um elf Prozent über dem Schnitt der EU-27, wobei ein erheblicher Teil auf mangelhafte CO2-Einsparungen in der Wirtschaft zurückgehe.

Die Studienautoren empfehlen säumigen Unternehmen, in einem ersten Schritt detaillierte Klimaschutzziele zu entwickeln. In einem zweiten Schritt sollten die Klimaschutzziele in ihrer Qualität präzisiert werden. Eine reine Kompensation der Emissionen reiche bei weitem nicht aus. Die gesetzten Ziele sollten dann in einem weiteren Schritt durch eine externe Organisation, beispielsweise die Science-Based-Targets-Initiative, validiert werden. Science Based Targets ist ein Zusammenschluss aus UN Global Compact, World Resources Institute und dem WWF und unterstützt Unternehmen dabei, wissenschaftsbasierte Klimaziele zu entwickeln, um die Erderwärmung einzudämmen. Viertens rät BCG zu einem regelmäßigen Monitoring der getroffenen Maßnahmen. Dadurch könne eine Art Qualitätssicherung gewährleistet werden. (Günther Strobl, 11.11.2021)