Im Frühsommer 2020 kam der Wiener Schnitzelgutschein des Bürgermeisters als Lockdown-Belohnung. Dann war Facebook geflutet mit Schnitzelessenden und dem seligen Kommentar: "Bin dankbar." Parallel herrschte große Aufregung zur Entwertung von Lebensmitteln rund um ein Riesenschnitzel im Möbelhaus um 2,50 Euro. Und jetzt steht schon wieder das panierte Stück im Zentrum: Seit gut einer Woche hat Österreich mit "Schnitzel-Blackout" ein neues Wort. Horror wird verbreitet, wonach aufgrund stockender Lieferketten im Großhandel weniger Schwein, Kalb, Lamm und Rind ankommt und die Fleischpreise um bis zu 25 Prozent steigen könnten. Weihnachtsfeiern mit etwas weniger Fleisch wird in Österreich als Angstszenario verbreitet.

Das in einem Land, das mit 95 Kilo Fleischkonsum pro Kopf pro Jahr an der Europaspitze liegt. Ein Land, das laut Umweltorganisation WWF Jahr um Jahr eine Million Tonnen gute Lebensmittel direkt in den Müll befördert, in dem nur die Haushalte allein laut Universität für Bodenkultur jährlich 175.000 Tonnen an verpacktem und gut genießbarem Essen einfach wegwerfen – also pro Haushalt zwischen 300 und 800 Euro.

Wir sollten uns wirklich fragen, worauf wir glauben ein billiges Anrecht zu haben. Dreimal täglich Wurst und Fleisch gehören sicher nicht dazu. Eine kurze Nachdenkpause zum Wert von Fleisch ist allen zuzumuten. (Karin Bauer, 12.11.2021)