Bitcoin legt nicht nur selbst eine erstaunliche Entwicklung seit dem Start im Jahr 2009 hin. In seinem Schlepptau erzielte zuletzt auch der Gesamtmarkt für Kryptowährungen neue Rekordwerte.

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Im Bereich der Kryptowährungen fielen zuletzt einige Rekorde. Die zwei wichtigsten Vertreter, Bitcoin und Ethereum, verzeichneten jeweils neue Kurshöchststände, was auch den Gesamtmarkt beflügelte. Zu Wochenbeginn waren alle Kryptowährungen zusammen erstmals mehr als drei Billionen US-Dollar wert. Der Löwenanteil davon, nämlich etwa 1,25 Billionen Dollar, entfällt auf Bitcoin, nachdem bei etwas mehr als 68.000 Dollar ein neuer Rekordpreis erzielt wurde. Als Triebfeder hinter den jüngsten Anstiegen gelten die heuer aufgeflackerten Inflationsängste, gegen die sich immer mehr Investoren mit Kryptowährungen absichern wollen.

Denn diese haben grundsätzlich eher einen deflationären Charakter. Bei Bitcoin wurden bisher fast 18,9 Millionen Einheiten erzeugt, wobei die Summe an neu geschürften Coins tendenziell abnimmt und bei 21 Millionen Einheiten die absolute Obergrenze erreichen wird. Spätestens dann wird die Zahl effektiv zur Verfügung stehender Bitcoins abnehmen, da aufgrund des Schwunds immer wieder Bitcoins unwiederbringlich verlorengehen – etwa wenn Zugangsdaten vergessen werden oder Bestände bei überraschenden Todesfällen nicht vererbt werden.

Ähnlich ist die Lage bei der Nummer zwei, Ethereum: Dort werden seit Sommer bei jeder Transaktion die Ethereum-Gebühren vernichtet. Auch dies führt dazu, dass die Menge der in Umlauf befindlichen Einheiten mit der Zeit sinkt. Die Auswirkung zeigt sich am Kursverlauf: Während Ethereum seit Jahresbeginn den Wert mehr als versechsfachen konnte, mussten sich Bitcoin-Anleger mit einem vergleichsweise bescheidenen Kurszuwachs von 130 Prozent begnügen.

Starke Mittelzuflüsse

Für Aufwind hatte auch die Einführung eines Bitcoin-EFT im Oktober gesorgt. Dieser investiert jedoch nicht in die Kryptowährung an sich, sondern in die an geregelten Märkten gehandelten Futures auf Bitcoin. Am ersten Handelstag hatte der Fonds ein Volumen von mehr als einer Milliarde Dollar und war damit die zweitgrößte je erfolgte ETF-Einführung. In der vergangenen Woche flossen 95 Millionen Dollar in Bitcoin-Produkte und -Fonds, geht aus Daten des digitalen Vermögensverwalters Coinshares hervor. Seit Jahresbeginn stiegen die Zuflüsse auf einen Rekordwert von 6,4 Milliarden Dollar.

Warum der Marktstart des ETF den Kurs der Kryptowährung beflügelt? Es ist gewissermaßen der Brückenschlag zu Investoren, die sich nicht mit dem Umgang mit Kryptowährungen und elektronischen Geldbörsen, Wallets genannt, auseinandersetzen wollen. Sie können nun an der Wertentwicklung von Bitcoin teilhaben, indem sie sich den ETF in ein herkömmliches Wertpapierdepot legen. Für Mitte 2022 ist übrigens auch die Einführung eines Ethereum-ETF geplant.

Apple investiert nicht

Einen gewissen Rücksetzer muss die Kryptowelt dennoch verdauen. Apple wird nämlich kein Firmenvermögen in Bitcoin und Co investieren. Warum? "Menschen, die Apple-Aktien kaufen, möchten vielleicht nichts mit Kryptowährungen zu tun haben", erklärte Konzernchef Tim Cook. Man beschäftige sich mit der Thematik, es gebe aber derzeit keine konkreten Pläne, kryptobasierte Angebote auf den Markt zu bringen, ergänzte Cook. Er gibt aber an, schon privat in Bitcoin und Co investiert zu haben.

Zuletzt überboten sich Marktanalysten fast gegenseitig mit ihren Kurserwartungen nach oben. Zunächst gaben die Experten des Tradingblogs Decentrader an, dass der Kurs von Bitcoin nach der Überwindung von 60.000 Dollar erst bei 85.000 bis 90.000 Dollar eine größere Hürde zu erwarten habe. Die Analysten stützen diese Prognose auf den Kursverlauf, aber auch auf Daten zur Verfügbarkeit von Bitcoin an den gängigen Kryptobörsen. Ein Test der Marke von 100.000 Dollar sei vor Jahresende möglich, erklärte knapp darauf Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus IG.

Auf lange Sicht ist der Aufwärtstrend von Kryptowährungen jedenfalls ungebrochen. Zur Erinnerung: Als erster Vertreter ging das Bitcoin-Netzwerk Anfang 2009 in Betrieb, der erste Preis betrug damals gerade einmal 0,0008 Dollar. Verglichen mit dem derzeitigen Kursniveau entspricht dies einer Steigerung um mehr als acht Milliarden Prozent in nicht einmal 13 Jahren. (Alexander Hahn, 12.11.2021)