Nehammer traf auch den israelischen Außenminister Yair Lapid in Jerusalem.

Foto: Nehammer und der israelische Außenminister Yair Lapid

Eine Waffe als Gastgeschenk mitzubringen ist Israel-Reisenden sonst eher nicht anzuraten, wenn sie es durch die strengen Sicherheitskontrollen schaffen wollen. Unter Ministern für innere Sicherheit sieht die Sache aber etwas anders aus, sodass der österreichische Innenminister Karl Nehammer den israelischen Polizeiminister am Mittwoch mit einem speziellen Messer der Polizei-Eliteeinheit Cobra beglückte. Nehammers Amtskollege Omer Bar-Lev nahm es dankend an und bemerkte trocken, er habe "nicht wenig Erfahrung mit solchen Gegenständen".

Nehammers Besuch, der am Freitag endete, diente einer Vertiefung der Sicherheitskooperation zwischen Israel und Österreich, ein sogenanntes Memorandum of Understanding wurde unterzeichnet. Schon bisher habe man etwa von der Cobra einiges gelernt, sagte Bar-Lev. Österreich wiederum könne von Israel viel bei der Prävention von Terror und Cyberangriffen lernen, befanden beide Minister.

Hotline gegen Hackerangriffe

Bei einem Besuch im Nationalen Cyberkommandozentrum in Beersheva konnte sich Nehammer am Donnerstag Einblick in Israels fortgeschrittene Cyberschutz-Infrastruktur verschaffen. Als einziges Land der Welt hat Israel eine nationale Notrufnummer für Cyberangriffe. Sie dient nicht nur Unternehmern, sondern auch Privatpersonen als Hilfshotline bei dem Verdacht, dass sie Opfer von Hackerangriffen wurden. Die Hotline ist rund um die Uhr erreichbar.

Eine Untereinheit des Cyberzentrums ist dem israelischen Finanzministerium unterstellt, es arbeitet eng mit allen Banken und Versicherungsinstituten und der Börse zusammen, um die Finanzinfrastruktur vor Angriffen zu schützen. Auf einer live upgedateten digitalen Karte werden laufende Angriffe, die abgewehrt werden konnten, visualisiert. Die meisten Angriffe werden in den USA, den Niederlanden und Singapur lokalisiert – was nichts über den Ort der Hacker aussagt, sondern nur über die Registrierung des genutzten Proxys.

Israel zählt weltweit zu den am meisten von Cyberangriffen bedrohten Ländern. Allein von 2019 bis 2020 habe sich die Zahl um 50 Prozent gesteigert, sagt eine Sprecherin des Instituts.

Frühzeitige Prävention

Auch kritische Infrastruktur wie Wasser- und Elektrizitätsanbieter wurden von Angriffen nicht verschont. In diesem Bereichen gehe es weniger darum, Angriffe abzuwehren, sondern sie möglichst noch frühzeitig genug abzufangen, um die Auswirkungen für die Zivilbevölkerung zu minimieren, sagt die Sprecherin.

Am Donnerstag stand für die österreichische Delegation auch ein Besuch in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem auf dem Programm. Als Nehammer am Ende des Besuchs um eine kurze Rede gebeten wurde, sagte er zu Österreichs historischer Verantwortung für den Holocaust, es habe unter den Österreichern "viele Kriminelle" gegeben. Nun gehe es vor allem darum, "die Namen der Opfer immer in Erinnerung zu behalten". (Maria Sterkl aus Jerusalem, 12.11.2021)