Zwei anwesend, für 20 wird geheizt oder gekühlt. Das lässt sich optimieren. Mit Maschinen.

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Der Winter rückt näher, und in den Büros dreht man wieder die Heizung hoch – obwohl einige Kollegen noch immer oder wieder im Homeoffice sind. Doch einfach die Heizung runterdrehen, nur weil das Großraumbüro unterbesetzt ist, geht natürlich nicht. Man kann die Kollegen ja schlecht frieren lassen. Energieverschwendung ist es trotzdem. Der Konferenzraum wird beheizt, auch wenn gar kein Meeting stattfindet, und in den Fluren brennt schon frühmorgens das Licht, wenn die Angestellten noch im Bett liegen.

Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) sind Gebäude für 39 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Schon mit simplen Lichtsensoren lässt sich Energie einsparen, doch in vielen Büroräumen wird das Licht noch immer manuell an- und ausgeknipst. Geht es nach den Tech-Vordenkern, überlässt man die Steuerung der Licht- und Heiztechnik künftig nicht dem Menschen, sondern der Maschine.

Gespeist mit Sensordaten lernt die intelligente Steuerungstechnik aus den Routinen der Mitarbeiter und passt Beleuchtung und Heizung individuell an. Kommt Kollege X jeden Tag um neun Uhr ins Büro, wird der Raum vorgeheizt. An Tagen, an denen der Angestellte im Homeoffice ist, bleibt die Heizung aus. Stellen die Sensoren fest, dass die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist, kippen sie automatisch die Fenster und sorgen für ein gutes Raumklima. An der Decke installierte Belegungssensoren, die mithilfe von Infrarot die Anzahl von Personen in einem Raum erkennen können, melden Überbelegung oder Reinigungsbedarf in Toiletten. Eine Raumbuchungssoftware weist Mitarbeitern Arbeitsplätze zu und verbessert durch ein geschicktes "Pooling" von Angestellten die Energiebilanz. Je mehr Daten die Sensoren sammeln, desto mehr lernen Algorithmen über Arbeitsprozesse und desto besser kann das Gebäude genutzt werden.

Aufstrebendes Geschäft

Die Themen "Smart Building" und "Smart Office" sind schon länger in der Diskussion. Vorreiter der Technologie ist Wework. Der Büroraumanbieter hat bereits vor einigen Jahren in seinem Hauptquartier Bewegungssensoren in privaten Telefonzellen und Nischen installiert, um die Raumnutzung zu studieren. Welche Ecken sind beliebt? Welche ungenutzt? Wie viele Leute halten sich im Büro auf? Man braucht dazu keine Feldforschung zu betreiben. Ein Blick in die Daten genügt.

Außerdem sehen Hygienekonzepte vor, dass sich nur eine bestimmte Anzahl von Personen in Innenräumen aufhalten darf. Viele Unternehmen wollen sich auch wegen Homeoffice verkleinern und Büroflächen reduzieren. Zahlreiche Firmen haben es bereits getan. Teure Einzelbüros in Innenstädten, die die meiste Zeit leer stehen, kann und will sich kaum einer leisten. Immer mehr Unternehmen setzen daher auf flexible Hot Desks, also Büroplätze, die sich Angestellte teilen. Einen festen Büroplatz gibt es immer seltener. Es gilt das Clean-Desk-Prinzip.

Gefahr durch Cyberattaken

Hot Desking funktioniert aber nur mit einer guten Raumbuchungssoftware. Und die wiederum benötigt jede Menge Daten. Daran mangelt es aber nicht, im Gegenteil. Das Smart Building ist eine wahre Datensammelmaschine. Mit Sensoren vollgestopfte Gebäude sammeln nicht nur Daten über die Belegung von Schreibtischen, sondern auch über Luftqualität und Lärmpegel. Ist der CO2-Gehalt in der Luft zu hoch, werden Mitarbeiter nicht nur lethargisch, sondern es können sich auch Viren schneller verbreiten.

Der Smart-Building-Markt boomt. Mittlerweile gibt es smarte Fenster, die sich nicht nur automatisch öffnen, sondern auch automatisch abdunkeln, wenn die Sonne scheint. Auch das spart in heißen Sommern Energie. Jalousien gehören der Vergangenheit an. Irgendwann könnten dann auch die Bildschirme erst angehen, wenn man vor dem Rechner sitzt, und die smarte Klimaanlage über permanente Feedback-Loops via App lernen, dass Person X an Sommertagen eine Temperatur von 18 Grad Celsius bevorzugt. Vernetzte Büros gelten als "Computer mit einem Dach". Doch je datengetriebener und computerisierter Bürogebäude werden, desto mehr Schwachstellen und Einfallstore für Hacker gibt es. (Adrian Lobe, 12.11.2021)