Die Rolle als Gastgeberin bei den Festspielen kennt Brigitta Pallauf bereits. Im Bild im Jahr 2019 bei der Premiere von Jugend ohne Gott. Im Bild: Doris Schmidauer, Bundespräsident Alexander van der Bellen, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und ihr Gatte Michael (v.l.n.r.).

Foto: Imago/Siebinger

Wenn Funktionen wie die einer Salzburger Festspielpräsidentin oder eines Präsidenten ausgeschrieben werden, sind die nachfolgenden Spekulationen in Medien und interessierten politischen Kreisen unvermeidlich. Wer ist unter den 32 Bewerbern und Bewerberinnen, die bis 1. November eingereicht haben? Und vor allem: Wer hat Chancen?

Fix ist vorerst nur jene Liste an Personen, die auf entsprechende Gerüchte angesprochen über Lokalmedien eine Bewerbung dementieren ließen: darunter Ex-Neos-Politiker und Hotelier Sepp Schellhorn, Elisabeth Resmann, Geschäftsführerin des Domquartiers, und Mozarteum-Chef Johannes Honsig-Erlenburg, der auch beratend im Festspiel-Kuratorium sitzt.

Kein rein männliches Direktorium

Ebenfalls aus dem Rennen ist Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP); die Tochter des ehemaligen Salzburger Landtagsdirektors galt als Wunschkandidatin der türkisen ÖVP-Fraktion, dementierte aber eine Bewerbung nach Auffliegen der Kurz-Affäre.

Klar scheint vorerst auch: Die Nachfolge von Helga Rabl-Stadler tritt eine Frau an. Das ist schon im Ausschreibungstext fast ein wenig vorweggenommen. Außerdem schreiben wir das Jahr 2021, und da wäre ein rein männlich besetztes Dreierdirektorium nicht besonders elegant. Intendant Markus Hinterhäuser und der kaufmännische Chef Lukas Crepaz bleiben ja in ihrer Funktion.

Schwarz und Türkis

Naheliegend ist auch, dass die neue Präsidentin letztlich von der ÖVP ausgewählt wird. Die Politik möge sich doch heraushalten, hatten manche Kommentatoren zwar gefordert. Dies wird wohl allerdings kaum mehr als ein frommer Wunsch bleiben.

Fakt ist: Im siebenköpfigen Kuratorium der Festspiele sind fünf Mitglieder stimmberechtigt, drei davon – Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landtagsabgeordneter Hans Scharfetter und Bürgermeister Harald Preuner – kommen von der Salzburger ÖVP. Ex-Finanzministerin Maria Fekter vertritt das türkise Finanzministerium. Bleibt Sektionschef Jürgen Meindl, der das grün geführte Kulturministerium repräsentiert. Nachdem eine Art Einstimmigkeitsprinzip gilt, kommt den Grünen eher nur eine Art Vetorecht zu.

Am 23. November tagt das Kuratorium. Dass zu diesem Zeitpunkt eine Entscheidung gefällt wird, ist unwahrscheinlich. Vermutlich gibt es aber eine erste Liste jener, die in die engere Wahl kommen.

Prominente Namen

An den Kaffeehaustischen im Salzburger Café Bazar, wo sich die Politinteressierten gerne austauschen, werden dazu prominente Namen gehandelt: Bald-Ex-ORF-Intendant Alexander Wrabetz soll unter den Bewerbern sein, auch die ehemalige Journalistin und Noch-Direktorin des Jüdischen Museums in Wien Danielle Spera wird gehandelt.

Ganz oben im Kaffeesud schwimmt aber der Name Brigitta Pallauf. Die 60-Jährige ist derzeit Präsidentin des Salzburger Landtages. Dass die aus Oberösterreich stammende ÖVP-Politikerin in der Favoritenrolle gesehen wird, liegt nicht an irgendwelchen Indiskretionen aus dem Festspielbezirk oder aus dem Ministerium, sondern an den Personalspekulationen im Chiemseehof – dem Sitz von Landtag und Landesregierung: Dort wird auch in ÖVP-Kreisen offen darüber gesprochen, wer Pallauf an der Spitze des Landtages folgen könnte.

Loyal zu Haslauer

Abgesehen davon erfüllt Pallauf das Anforderungsprofil: weiblich, ÖVP, kulturaffin und loyal zu Landeshauptmann Haslauer. Letzteres hat sie 2018 eindrucksvoll bewiesen, als sie nach beinahe fünf Jahren Landtagspräsidentschaft kurzfristig in die Landesregierung wechselte und nach den Landtagswahlen auf Wunsch Haslauers erneut als Landtagspräsidentin in die zweite Reihe zurücktrat, obschon sie selbst in der Landesregierung bleiben wollte.

Die Juristin zählt nicht zum türkisen Flügel der Partei – auch das sollte im Festspiel-Umfeld kein Nachteil sein. Im Gegenteil: Mit der als liberal geltenden Pallauf "können" sogar die Vertreter der Kulturstätten; über sie ist auch dort kein böses Wort zu hören.

Als erfahrene politische Funktionärin schweigt Brigitta Pallauf zu all den Gerüchten beharrlich. Ein Dementi gibt es von ihr freilich auch nicht. (Thomas Neuhold, 13.11.2021)