FPÖ-Chef Herbert Kickl.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Viel Positives gibt es derzeit nicht zu berichten. Da klammert man sich an Kleinigkeiten, wie zum Beispiel daran, dass ein gewisser Rudi Anschober, wieder frisch, vom Gesundheitsminister zum Kolumnisten der "Kronen Zeitung" aufgestiegen ist. Er markiert dort das, was man ihn in der Regierung nicht markieren ließ – Wendepunkte. Bei seinen Erfahrungen hat er einiges zu bieten, zum Beispiel neulich: Die kleine Narbe am linken Oberarm ist noch heute eine schöne Erinnerung für mich. Eine Erinnerung an meine erste Pockenimpfung als Kleinkind. Das frischt man doch gerne auf, mit dem Impf-Gebot unserer Zeit. Ich mache mit, und das, obwohl nach der Corona-Impfung nicht die kleinste Narbe als eine schöne Erinnerung zurückbleibt.

Letzten Sonntag berichtete er, wie er vor 13 Jahren in meinem Buch "Die Klima-Revolution" aufgezeigt hat, warum die Klimaveränderung so bedrohlich ist und was wir gegen die Klimakatastrophe konkret unternehmen müssen. Natürlich hat es keiner gelesen, aber mit der "Krone" als Verstärker wird alles anders.

Reingefallen

Dem FPÖ-Obmann geht’s auch nicht gut. Bei Fellner war zu lesen: Herbert Kickl fiel auf falsche Studie rein. Fake News wurden dem FPÖ-Chef zum Verhängnis. Die Studie, die – wie der Blaue selbst – die Einnahme des Pferde-Entwurmungsmittels Ivermectin für Coronapatienten empfiehlt, stellte sich als falsch her aus. Die Autoren selbst zogen sie nun zurück. Auf einmal soll nicht gut für Coronapatienten sein, was für Pferde gut ist? Das ließ Michael Jeannée in der "Krone" keine Ruhe. Immer aufseiten der Wissenschaft forderte er Kickl muss weg! Der Aspirin-Bertl. Der Entwurmer. Der Corona-Chaotiker. Der Virus-Populist. Der ungeimpfte Polit-Pimpf.

Kickl muss weg! Ist übrigens nicht von mir. Sondern von einem bekennenden Blauen (Name der Redaktion bekannt). Also von einem Kickl-Fan, einem Kickl-Gläubigen, einem Kickl-Follower, der den ungeimpften FPÖ-Chef als eine Gefahr für die Partei sieht, und das mit einem wirklich guten Grund: Wenn er denn – ungeimpft – nicht mehr zum Haarschneiden darf. Kickl als langhaariger Affe, das ginge in der FPÖ gar nicht.

Während es also mit dem Entwurmer bergab geht, arbeitet sein Vorvorgänger an einem Comeback. Und zwar an einem unaufhaltsamen. Ein erster Blick in Straches Ibiza-Buch ward "Österreich" gestattet, genau genommen nur in das erste Kapitel. Dort steigt die Schlüsselfigur der Affäre als Ich-Erzähler direkt mit einer Erzählung über Urlaube auf der spanischen Insel ein. Der Ibiza-Urlaub hatte sich für Strache "schon seit Jahren zu einer Tradition entwickelt".

T-Shirt versteigern

Ehe sich die Spannung ins Unerträgliche steigert, muss "Österreich" zugeben: Was Strache in seinem Buch alles enthüllen wird, ist vorab noch unklar. Anderes hingegen wird erschreckend klar. Das T-Shirt, das der Ex-Vizekanzler im Ibiza-Video trug, will Strache nach seiner Buchpräsentation versteigern. Gewaschen oder noch getränkt vom Original-Ibiza-Schweiß? Das ist eine Preisfrage. Schließlich soll die Summe dann an eine soziale Einrichtung gespendet werden.

Seit Sebastian Kurz vom österreichischen Bundeskanzler zu einem Versorgungsproblem der ÖVP geschrumpft ist, wird die Frage lauter: Wie soll es mit ihm weitergehen? Aber selbst "Die Presse am Sonntag" war ratlos. Wie Kurz um die eigene Partei buhlt. Der ÖVP-Chef geht auf Wiedergutmachungstour. Eine Charmeoffensive an der schwarzen Basis soll den Druck auf kritische Landeshauptleute erhöhen und den Boden für die Rückkehr in das Kanzleramt aufbereiten. Doch mancherorts ist es vielleicht schon zu spät.

Kalte Schulter

Der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tode hat im Fall Kurz einen hartnäckigen Anhänger – August Wöginger. Kaum ein Tag vergeht, an dem er ihn nicht "massiv entlastet". Beim Rest der schwarzen Belegschaft sieht es weniger gut, also realistisch aus. So berichtete "Heute" am Donnerstag von der Wiedergutmachungstour: Die Länder zeigen Kurz die kalte Schulter. Nach Tirol ("ausgebucht") winken auch andere VP-Länderorganisationen im "Heute"-Rundruf ab. Kärnten, NÖ und die Steiermark haben keine Kurz-Termine im Kalender. Da findet es sein Team doch sehr beruhigend: Viele Treffen mit Funktionären würden virtuell stattfinden.

Was real vergeigt wurde, lässt sich virtuell nur schwer wiedergutmachen. Wenn’s nicht läuft, läuft’s nicht, musste "Heute" feststellen. Auf der Gedenktafel bei der Shoah-Namensmauer in Wien ist Kurz allerdings als "Bundeskanzler" verewigt. Verewigt nicht, das war doch sicher nur ein Scherz linker Zellen. (Günther Traxler, 14.11.2021)