Martha Jungwirth (81) erhält den Großen Österreichischen Staatspreis.

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Wie so viele andere Künstlerinnen wurde sie jahre-, sogar jahrzehntelang übersehen. Zwar wird das Werk der Malerin Martha Jungwirth seit über 60 Jahren international ausgestellt, allerdings lange nicht als das geschätzt, was es ist.

Vor etwa zehn Jahren änderte sich das langsam. Der deutsche Malerstar Albert Oehlen entdeckte 2010 Werke im Lager des damaligen Essl-Museums. Danach wurden die Gemälde und Aquarelle der 1940 in Wien geborenen Künstlerin in namhaften Galerien gezeigt. Die Kunsthalle Krems widmete ihr 2014 ihre erste Retrospektive – und brachte den Stein ins Rollen.

Es folgten internationale Auftritte sowie eine große Ausstellung in der Albertina. 2019 gestaltete sie den Eisernen Vorhang in der Wiener Staatsoper. Seit September dieses Jahres wird die in Wien lebende Jungwirth von dem Großgaleristen Thaddaeus Ropac vertreten, ihre erste Schau in der Pariser Dependance begeisterte mit neuen Arbeiten.

Farbkräftige, gestische Kompositionen

Als Zeichen der Anerkennung und Krönung dieser so späten und so notwendigen Wiederentdeckung wird ihr mit 81 Jahren nun der Große Österreichische Staatspreis verliehen. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung ist die höchste, die einer Künstlerin oder einem Künstler für ihre Leistungen in diesem Land verliehen werden kann.

Bekannt ist Jungwirth für ihre großformatigen Gemälde und Aquarelle mit farbkräftigen, gestischen Kompositionen, die im sonst leeren Bildraum zu schweben scheinen. Bereits als Kind wusste sie, dass sie Malerin werden wollte. Mit 16 Jahren begann sie an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien zu studieren, von 1967 bis 1977 unterrichtete sie ebendort als Professorin.

"Des mol i a no!"

Ihre erste größere Präsentation hatte sie 1968 in der von Otto Breicha konzipierten Schau Wirklichkeiten in der Secession, neben Franz Ringel, Peter Pongratz und Kurt Kocherscheidt war Jungwirth die einzige Frau. Sie versuchte, eine neue und andere Malerei zu etablieren. Jungwirth suchte ihren Stil stets zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. 1977 nahm sie sogar an der Documenta 6 in Kassel teil.

Eine schöne Anekdote: Wenn die Malerin gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann, dem 1990 verstorbenen Museumsdirektor Alfred Schmeller, Ausstellungen besuchte, pflegte sie vor Kunstwerken großer Meister im Wiener Dialekt zu sagen: "Des mol i a no!" Daraufhin nannte Schmeller seine Frau liebevoll "Rosita Desmoliano" (Katharina Rustler, 12.11.2021)