Es gibt, wir wissen es, seit Tagen mehr als 10.000 Covid-19-Infektionen pro Tag. Das führt mit mathematischer Gewissheit in wenigen Tagen und Wochen zu riesigen Problemen in den Krankenhäusern, nicht nur, aber auch, auf Intensivstationen. Schon jetzt sind die Schilderungen, die uns von dort erreichen, schrecklich und die Situation hat schon jetzt existentielle Auswirkungen auch auf die Versorgung von Menschen, die an anderen dringend behandlungsbedürftigen Erkrankungen leiden. Täglich sterben schon jetzt Dutzende Menschen in Österreich an oder mit oder wegen Covid-19. Jeden Tag.

Die Personen, die heute in den Inzidenzstatistiken aufscheinen, in den Hospitalisierungen, in den Neuaufnahmen auf den Intensivstationen und in den Sterberegistern, haben sich vor Tagen oder Wochen infiziert.

Eine bisher versäumte - wichtige - Impfung kann, natürlich, erst in der Zukunft Wirksamkeit erlangen. So wichtig sie ist, so sehr muss sie ergänzt werden durch weitere, kurzfristig wirksame Maßnahmen.

Es gibt kurzfristig wirksame Maßnahmen, beispielsweise konsequente FFP2-Maskenpflicht, deutliche Kontaktreduzierung, 2Gplus bei Veranstaltungen, regelmäßiges Testen als Routine und so weiter. Diese Maßnahmen müssen schnell und rechtssicher ergriffen werden, wenn sie rasch wirken sollen.

Es gibt allerdings auch erheblichste Zweifel, ob ein "'Lockdown' (was immer das genau ist) für Ungeimpfte" epidemiologisch jetzt (noch) ausreicht und ob ein solcher so eingeführt werden könnte, dass er legal ist.

PCR-Tests an Schulen und Isolierung von testpositiven Kindern als Maßnahme zur Virus-Eindämmung.
Foto: APA/Hans Punz
Department of Innovation and Digitalisation in Law

Das, auch juristisch, aufzuarbeiten, wird noch Zeit brauchen (und Karl Stöger, Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, sagt in obigem Interview dazu bereits einiges).

In einem "Unabhängigen Statement der Wissenschaft" werden im Lichte der Lage nun präzise Hinweise, man kann auch sagen: Anleitungen, formuliert, wie wir die Situation aus wissenschaftlicher Sicht bestmöglich bewältigen können. Das Statement richtet sich an die juristisch und politisch Verantwortlichen in Legislative und Exekutive - Bundesminister, Bundesregierung und Landeshauptleute, aber auch an die Öffentlichkeit, die eine Befassung mit den Argumenten verlangen muss und verlangen kann.

Vorgeschlagen werden insbesondere sensitivere PCR-Tests an Schulen mit einer raschen Isolierung von testpositiven Schülerinnen und Schülern, eine umfassende FFP2-Maskentragungspflicht, 2G plus Tests, 2,5G am Arbeitsplatz, häufigere und regelmäßige PCR-Tests, auch nach Impfung oder Genesung, und eine Impfoffensive. Formuliert werden diese Empfehlungen von international anerkannten, die Verhältnisse in diesem Land sehr gut kennenden, fachlich unbestritten kompetenten Expertinnen und Experten der in dieser Krise einschlägigen Wissenschaftsdisziplinen: Beteiligt sind unter anderem Mikrobiologie, Virologie, Public Health, Mathematik, Statistik, Gesundheitspsychologie, Bildungspsychologie, Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften. Die versammelte Expertise ist international ausgewiesen, interdisziplinär vernetzt, multidisziplinär und in dieser Pandemie in der wissenschaftlichen und in der allgemeinen Diskussion des Landes anerkannt und regelmäßig präsent. Man kann die Vorschläge weder damit abtun, dass sie fachlich nicht fundiert wären, noch damit, dass sie sich rechtlich oder organisatorisch nicht realisieren ließen.

Es hat, soweit ich sehen kann, in dieser Krise hierzulande noch nie ein so klares und vernetztes Statement der Wissenschaft gegeben. Wir müssen es - jetzt - hören. Und umsetzen.

Transparenzhinweis: Ich bin Mitunterzeichner des Unabhängigen Statements der Wissenschaft. (Nikolaus Forgó, 13.11.2021)

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