Österreichs Fußball trauert um Paul Gludovatz.

Foto: APA/EXPA/Hackl

Wien – Österreichs Fußball trauert um Paul Gludovatz. Der langjährige Trainer und auch Betreuer von Nachwuchsteams des ÖFB ist am Freitag im Alter von 75 Jahren verstorben. Der ÖFB bestätigte am Samstagvormittag Medienberichte, wonach der Burgenländer an den Folgen einer Covid-19-Infektion verschieden ist. Gludovatz war 27 Jahre lang im ÖFB für den Nachwuchs zuständig und erreichte dabei mit der Unter-20-Auswahl 2007 bei der WM in Kanada das Halbfinale.

Als Trainer der SV Ried holte er 2011 den ÖFB-Cup-Titel sowie 2010 und 2011 den Herbstmeister-Titel in der heimischen Bundesliga. Gludovatz galt nicht nur als ausgezeichneter Trainer mit ungewöhnlichen Methoden, sondern war auch als Persönlichkeit sehr anerkannt. Die Anteilnahme im österreichischen Fußball war groß. Nicht nur auf Twitter gaben fast alle seine Ex-Clubs, Bundesliga, ÖFB und zahlreiche Wegbegleiter Beileidsbekundungen ab.

"Für uns war das ein Schock in der Früh, als wir zum Frühstück gekommen sind", sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel, den die Todesnachricht im Camp des A-Teams in Klagenfurt ereilt hatte. Er hätte Gludovatz zuletzt im Burgenland öfter gesehen, sei daher auch persönlich von dessen Ableben getroffen. "Es war auch völlig unvorbereitet." Gludovatz war einst vor fast 40 Jahren Schöttels U15-Teamchef, danach auch sein Lehrer in der Trainerausbildung. "Für mich war er immer ein Querdenker. Er hat die Dinge einfach von der anderen Seite betrachtet und ist da auch belächelt worden – ich habe die Herangehensweise von ihm aber immer cool und spannend gefunden", betonte der Wiener.

Unvergesslich

Auch sein neuer Chef drückte sein Beileid aus. "Der Name Paul Gludovatz wird für immer eng mit dem österreichischen Fußball verbunden sein. In seiner Tätigkeit beim ÖFB hat er über 27 Jahre lang Generationen an jungen Nationalspielern in ihrer Entwicklung begleitet und geformt", erklärte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich auf der ÖFB-Website. "Auch seine Persönlichkeit wird immer unvergessen bleiben. Paul Gludovatz gebührt großer Dank und Respekt für die Leistungen, die er mit vollem Einsatz für den Fußball in unserem Land erbracht hat", meinte Milletich, der dem Verstorbenen auch persönlich eng verbunden war.

Sport-Austria-Präsident Hans Niessl zeigte sich in einer Aussendung berührt. Der frühere burgenländische Landeshauptmann hatte einst selbst mit Gludovatz die Trainer-Ausbildung absolviert. "Gerne erinnere ich mich an die Zeit zurück, als wir gemeinsam die Trainer-Ausbildung, dann auch die Lizenz-Trainer-Ausbildung in Lindabrunn absolviert haben. Bei unseren vielen Treffen habe ich immer seine exakten Analysen und seine freundliche, menschliche, südburgenländische Art geschätzt. Mit Paul Gludovatz ist ein großer Vordenker des Trainerberufs von uns gegangen", sagte Niessl. "Die österreichische Sport-Familie wird ihn stets in lebendiger und ehrender Erinnerung behalten."

Mut im Alter

Sportlicher Höhepunkt für Gludovatz war wohl Rang vier bei der U20-WM. "Das war sicher auch ein Impuls für den österreichischen Fußball", meinte Schöttel. Die Spiele inmitten der österreichischen Nacht hatten zahlreiche Fußball-Fans vor den Fernseher geholt. "Und es waren etliche Spieler dabei, die danach tragende Rollen in der A-Mannschaft gehabt haben", erinnerte Schöttel etwa an Sebastian Prödl, Martin Harnik oder Zlatko Junuzovic.

Gludovatz habe danach laut Schöttel "in relativ hohem Alter noch den Mut gehabt, es als Bundesliga-Trainer zu versuchen". Von 2008 bis 2012 betreute der Burgenländer die SV Ried. Danach war der Trainer-Routinier im Frühjahr 2012 sportlicher Geschäftsführer bei Sturm Graz. Der ungewohnte Tätigkeitsbereich forderte seinen Tribut, das Engagement war wegen gesundheitlicher Probleme nach wenigen Monaten wieder zu Ende. Den Grund liefert ein Gludovatz-Zitat im Nachruf auf der Sturm-Website: "Ich wollte damals alles niederreißen, arbeitete bis in die Nacht – und konnte dann überhaupt nicht mehr schlafen."

Noch im selben Jahr trat Gludovatz den Trainerposten beim TSV Hartberg an, coachte danach auch noch in seiner Heimat den SV Eberau. Ein letztes Mal kehrte er für die Saison 2015/16 als Helfer in der Not in Ried auf die Bundesliga-Bühne zurück und führte die Oberösterreicher sicher zum Klassenerhalt. (APA, 13.11.2021)