Das Personal auf den Intensivstationen im Linzer Kepler Uniklinikum sei mit seinen Kräften bald am Ende, sagt Pflegeleiterin Karin Engl.

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"Ganz ehrlich, eine Katastrophe." Das sagte Karin Engl, Pflegeleiterin auf der Covid-Intensiv-Station im Kepler Universitätsklinikum Linz im Ö1 "Mittagsjournal" vom Samstag auf die Frage wie ihre Woche war. Auf der Station sei mittlerweile kein Intensivbett mehr frei, die Kolleginnen und Kollegen seien mit ihren Kräften am Ende und die Arbeit "wahnsinnig belastend". Von der Politik, aber auch von der Gesellschaft fühlt sich Engl alleingelassen.

"Es ist fünf nach zwölf", sagte die Medizinerin. "Wenn jetzt die Station voll ist, wo legen wir dann die Patienten, die morgen kommen, hin? Wenn nicht jemand stirbt und ein Bett frei wird." Manchmal geschehe das mehrmals an einem Tag. Wenn ein Patient eine Beatmung brauche, müsse er auf eine andere Intensivstation verlegt werden und waschen könne man die Patienten aufgrund von Kapazitätsengpässen auch nur noch jeden zweiten Tag.

Aktuell ausschließlich ungeimpfte Patienten

"Meine Mitarbeiter fühlen sich oft alleingelassen von der Politik und der Bevölkerung", berichtet Engl. In der ersten Welle hätten viele Kollegen und Kolleginnen sogar noch Urlaube verschoben, um zu unterstützen. Mittlerweile sinke die Motivation immer mehr und erschöpfungsbedingte Krankenstände nehmen zu. "Die Akkus sind leer", sagt Engl. Im schlimmsten Fall würde sich irgendwann der Dienstplan nicht mehr besetzen lassen. Manche Kolleginnen und Kollegen würden sich sogar schon überlegen, welche Berufe sie sonst noch ausüben könnten, sagt die Stationsleiterin. "Ich habe Angst davor, dass vielleicht eine Kündigungswelle kommt", so Engl.

Von der Politik erwarte man sich Ehrlichkeit. "Nicht an einem Tag sagen, dass es genügend Intensivbetten gibt und am nächsten Tag dann revidieren." Auch in der Impfpolitik hätte mehr passieren müssen, findet Engl. Was die Gesellschaft angeht, sei sie enttäuscht von Menschen, die sich nicht impfen lassen. Man erlebe es auf der eigenen Station. Aktuell seien alle Patienten auf ihrer Station ungeimpft, sagt Engl. Davor habe es eine Phase gegeben, in der auch Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen nach Impfdurchbrüchen auf die Intensivstation kamen. (red, 13.11.2021)