Ich kann weder den Viertausender (unser Tanklöschfahrzeug) fahren noch einen Schlauch schnell aufrollen, und nach einem ganzen Tag Helmtragen schmerzen die Nackenmuskeln auch am nächsten Morgen. Als ziemlich neues Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Reichenau konnte ich beim Waldbrand in Hirschwang zumindest am Wassertank mithelfen. Nur keine Angst vor den Helikoptern, die einen Meter über unseren Köpfen schwebend ihren orangen "Bambi Bucket" auffüllten. Der kleine, faltbare Behälter, den sein kanadischer Erfinder auf "Bambi" getauft hatte, wurde für mich Sinnbild für unsere Ohnmacht.

In den ersten Tagen leisteten wir Sisyphusarbeit: Jeweils gegen den späten Nachmittag hin schienen die Rauchwolken am Hang des Mittagssteins zu verschwinden, nur um in den Nächten aus neu entfachten Glutnestern wieder aufzutauchen. Im Minutentakt flogen die Einsatzkräfte tausende Liter Wasser hinauf und entleerten sie über dem brennenden Waldboden. Erst der Einsatz von schwerem Fluggerät unserer europäischen Nachbarn brachte die Wende.

Die Helikopter füllten einen Meter über uns schwebend ihren "Bambi Bucket" auf.
Foto: Philippe Narval

Die Arbeit in den steilen Berghängen und bei der Betankung der großen Wassertanks der Black Hawks war so anstrengend, dass täglich neue Freiwillige in den frühen Morgenstunden nach Reichenau fuhren und spätabends erschöpft wieder nach Hause. Aus Drosenfeld, Altenburg, aus Röschitz, Eggendorf, Edlitz und anderen Gemeinden in Niederösterreich und der Steiermark waren sie gekommen. Viele hatten sich extra Urlaub genommen, um zu helfen, ehrenamtlich, lediglich für ein Gulasch und eine Limo zu Mittag und ein paar Bier am Abend. Diese Frauen und Männer, Profis und nicht ein Grünschnabel wie ich, haben Reichenau vor noch größerem Unglück bewahrt. Das Zusammenhelfen, wenn es ernst wird, von der Lehrerin bis zum Zeitungszusteller, ist etwas Besonderes.

Was es braucht

Doch mit Dankesworten und Urkunden allein kann dieses System in volatilen Zeiten nicht aufrechterhalten werden. Das Ehrenamtswesen braucht neben entsprechenden Ressourcen auch Arbeitgeber, die es unterstützen, wenn sich ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für das Gemeinwohl engagieren, und genug Nachwuchs, der Sinn darin findet.

Nicht überall werden die freiwillige Feuerwehr und andere Einsatzkräfte weiterhelfen können. Auf manche kommende Katastrophen sollten wir uns alle vorbereiten. Jeder Schritt in eine ressourcenschonende Gesellschaft, die auf regionale Versorgung setzt und Reserven bereitstellt, wird sich in unberechenbaren Zeiten mit vermehrten ökologischen Krisen auszahlen.

Ob es einen Krisenbunker im Innenministerium braucht oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Aber die Initiative der Bundesregierung, die Bevölkerung vor einem möglichen mehrtägigen Blackout zu warnen, ist vor diesem Hintergrund vernünftig. Sie ist nämlich ehrlich und gaukelt nicht vor, dass unsere Systeme stabil und unzerstörbar sind. Die Pandemie tut das ihre dazu, uns vorzuführen, wie verwundbar unsere "Just-in-time"-Gesellschaft ist.

Das Ziel muss neben einer offenen Kommunikation über die Risiken aber lauten: Wenn es ernst wird, halten wir zusammen, im ganzen Land und in Europa, wir lassen niemanden zurück. (Philippe Narval, 14.11.2021)