Dirigent David Afkham.

Foto: Chris Christodoulou

Wien – Der Katholizismus und die musikalische Avantgarde fanden im 20. Jahrhundert nur selten Gefallen aneinander – eine Ausnahme war Olivier Messiaen. In seinem Frühwerk Les Offrandes oubliées schilderten die Symphoniker unter der Leitung von David Afkham Jesus’ Leiden am Kreuz am Samstagabend mit sinnlichem Streicherklang, die Sünde erinnerte an einen Action-Blockbuster. Auch bei der vom deutschen Dirigenten zusammengestellten Suite aus Prokofjews Romeo und Julia wurde man im Musikverein eher lautstark unterhalten als berührt.

Der Auftritt der Montagues und Capulets gelang straff und bedrohlich: gut so. Aber auch Julias Begräbnis erinnerte mit seiner lautstarken Intensität eher an einen Gewaltakt. Sei’s drum: Zumindest das Orchester hatte Spaß. Die Themenfelder Glaube und Natur hatten zuvor bei Bartóks drittem Klavierkonzert den Konnex zu Messiaen hergestellt. Im Mittelsatz des Spätwerks, dem Andante religioso, findet Bartók einen Weg von schlichten Chorälen zu flirrendem Vogelgezwitscher. Solist Pierre-Laurent Aimard fesselte mit Verve und pointiertem Spielwitz und gab einen pseudolustigen Ligeti zu. Schade, dass sein Klavierklang uniform blieb. Jubel. (Stefan Ender, 15.11.2021)