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Peng Shuai: Tennisspielerin gegen die Staatsmacht.

Foto: Reuters/Abidi

Hamburg – Auch am Montag herrschte Stille in Peking: Noch immer schweigt die Spitze der regierenden Kommunistischen Partei zu den schweren Vorwürfen von Tennisprofi Peng Shuai gegen Chinas ehemaligen Vizepremier Zhang Gaoli. Doch der Druck auf die Behörden des Ausrichterlandes der Olympischen Winterspiele 2022 steigt. Nun mischt sich auch die WTA ein.

Steve Simon, der Präsident der Spielervereinigung, forderte in einem Statement eine "vollständige, faire und transparente" Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe "ohne Zensur" und zeigte sich im Gespräch mit der New York Times entschlossen, notfalls Konsequenzen zu ziehen. Auch ein Stopp der lukrativen Geschäfte mit dem Reich der Mitte zieht er in Betracht. Normalerweise steigt unter anderem das prestigeträchtige Jahresfinale der WTA-Tour in Shenzhen, in diesem Jahr wurde es aufgrund der Coronapandemie nach Mexiko verlegt.

Peng, die 35 Jahre alte frühere Wimbledonsiegerin und Nummer eins im Doppel, hatte Anfang des Monats in dem Twitter-ähnlichen Medium Weibo geschrieben, von Zhang (75) sexuell missbraucht worden zu sein. Der Eintrag im Sozialen Medium wurde gelöscht, von Peng war seither nichts mehr zu vernehmen. Die Faktenlage ist schwer zu ermitteln.

Beunruhigt

Die 18-malige Grand-Slam-Siegerin Chris Evert aus den USA zeigte sich von der Situation beunruhigt. "Ich kenne Peng, seit sie 14 Jahre alt ist", schrieb Evert bei Twitter: "Wir sollten alle besorgt sein, das ist ernst. Wo ist sie? Ist sie sicher? Für jede Information wären wir dankbar." Vonseiten des chinesischen Außenministeriums kamen am Montag keine Hinweise. Ein Sprecher gab an, von der angesprochenen Thematik "nichts gehört" zu haben. Er fügte hinzu, dass es sich um "keine diplomatische Frage" handelt und äußerte sich entsprechend nicht weiter.

Schon in der Vergangenheit hat China empfindlich auf Kritik aus dem Ausland reagiert. Im NBA-Konflikt 2019 stellten die staatlichen TV-Sender zeitweise die Übertragungen ein, weil sich Houston-Rockets-Manager Daryl Morey mit den protestierenden Menschen in Hongkong solidarisiert hatte. Auch ein Tweet von Mesut Özil, der sich für die muslimische Minderheit der Uiguren einsetzte, sorgte für schwere Verstimmungen und ein Verschwinden seines damaligen Arbeitgebers FC Arsenal aus dem Fernsehprogramm.

Nun wird auch der Fall Peng immer mehr zu einem Politikum und könnte die Wahrnehmung der Winterspiele ab 4. Februar in Peking weiter beeinflussen. Schon zuvor kritisierten Experten immer wieder massiv die Vergabe an China mit Verweis auf die Menschenrechtssituation in dem riesigen asiatischen Land. (sid, red, 15.11.2021)