Der Lockdown für Ungeimpfte, der nun in Kraft ist, ist auch eine Belastungsprobe für den Handel.

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Der Lockdown für Ungeimpfte stürzt viele Händler in große Unsicherheit. Abgesehen vor der Sorge um wegbrechende Umsätze vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft ist es die Frage nach der Kontrolle, die viele Unternehmer umtreibt. Bei Rainer Trefelik hört das Mobiltelefon gar nicht mehr auf zu bimmeln. Die berechtigte Frage, die an den Handelsobmann der Wirtschaftskammer herangetragen wird: Wie ist nun seitens der Betriebe vorzugehen, muss beim Eingang kontrolliert werden?

Schwierige Kontrollen

Die Covid-Verordnung sieht ja vor, dass Ungeimpfte nur den Lebensmittelhandel, Apotheken, Drogerien und Geschäfte für medizinische Produkte und Leistungen, Postdienstleister, Trafiken, Tankstellen und Banken aufsuchen und ihre Grundbedürfnisse decken dürfen. Was aber, wenn sich jemand in einer Filiale eines Modehändlers nach einer neuen Hose umsieht oder vielleicht im Büchergeschäft schmökern will?

Müssen die Händler nun eine Eingangskontrolle positionieren? "Nein, das sehe ich nicht", sagt Handelsobmann Trefelik. Laut Verordnung ist keine zwingende Zutrittskontrolle vorgesehen – gesprochen wird davon, dass der Inhaber einer Betriebsstätte ermächtigt sei, einen Impfnachweis zu verlangen. Trefelik sieht bei der Sache Interpretationsspielraum und wünscht sich eine Präzisierung. Den Betrieben empfiehlt er aber, auf jeden Fall einen Aushang mit den entsprechenden Informationen gut sichtbar anzubringen.

In der Pandemiebekämpfung gibt es nach wie vor Herausforderungen. DER STANDARD widmet sich den Problemzonen.
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Überlastung: Spitalspersonal am Anschlag

Die Corona-Intensivbetten in Österreich füllen sich wieder zusehends. Und dabei hat sich der Großteil jener Personen, die jetzt auf die Intensivabteilungen kommen, schon längst angesteckt. 441 Corona-Intensivbetten waren am Montag belegt, um acht mehr als tags zuvor. Allein in Oberösterreich sind es 93 Betten. Geplante Operationen müssen dort bereits in großem Ausmaß abgesagt werden, um Personal für die Versorgung von sehr pflegeaufwendigen Covid-Erkrankten freizuspielen. OP-Säle mussten gesperrt werden. Schon jetzt arbeitet das Spitalspersonal vielerorts am Anschlag. Und ein gewisser Anteil der zehntausenden Neuinfektionen in den letzten Tagen wird sich erst zeitverzögert in den Spitälern bemerkbar machen.

Dabei hat das Covid-Prognose-Konsortium des Gesundheitsministeriums zuletzt sogar festgestellt, dass sich die Aufnahmeraten in den Intensivstationen sukzessive reduziert haben, während die Neuinfektionen stark zunahmen. Laut den Experten ist nicht auszuschließen, dass bei zunehmender Auslastung "das Aufnahme- und Entlassungsregime schärferen Restriktionen unterliegt". Soll heißen: Es könnte für Schwererkrankte schwerer werden, ein Intensivbett zu bekommen.

Im Normalbettenbereich war der Anstieg zuletzt noch deutlicher: 2.069 Covid-Fälle benötigen aktuell ein Normalbett – 477 davon in Oberösterreich. Vor drei Wochen waren es österreichweit mehr als tausend weniger.

PCR-Tests auf dem Land: Gurgeln mit Hürden und Pannen

Wer in Wien lebt, kann sich schwer vorstellen, dass es andernorts ein Problem darstellt, zu einem PCR-Testergebnis zu kommen. Das Gurgelangebot in der Bundeshauptstadt funktioniert seit Monaten nahezu ohne Komplikationen. Nach und nach rollen auch die restlichen Bundesländer entsprechende Angebote aus. In Niederösterreich, Salzburg und Teilen Oberösterreichs ist die Firma Novogenia zuständig. Das in Salzburg ansässige Labor arbeitet mit Spar zusammen. In den Filialen können Teströhrchen abgeholt werden.

Ein Sprecher von Spar bestätigt dem STANDARD, dass es immer noch zu Lieferengpässen komme. Sprich: Die ohnehin schon limitierten Ausgabestellen für die Gurgeltests in ausgewählten Spar-Filialen werden nicht ausreichend bestückt. Man arbeite daran, sagt der Spar-Sprecher, der das Versagen aber in erster Linie aufseiten des Labors sieht. Man habe bereits Flächen und Mitarbeiter zur Verfügung gestellt, um die Prozesse zu verbessern. Er geht davon aus, dass sich dies in den nächsten Tagen positiv bemerkbar machen werde. Eine Sprecherin von Novogenia beobachtet keine Engpässe bei den Testkits. Der Firma machen aber die Auswertungen zu schaffen. Da es derzeit viele positive Tests gebe, funktioniere das Auswerten im Pool nur bedingt. Die Proben müssen oft einzeln nachbearbeitet werden. Testen ist auf dem Land auch über die Apotheken möglich, aber auch hier häufen sich Berichte über zu wenige freie Testtermine.

Verschärfungen an Schulen

Die Schule ist wohl einer der umkämpftesten Bereiche, was Corona-Schutzmaßnahmen anlangt. Kein Wunder: Immerhin trifft es im Falle von Einschränkungen sowohl die Schüler hart, weil ihnen mitunter wichtige Sozialkontakte vorenthalten werden – als auch die Eltern, die zwischen bereits aufgebrauchtem Urlaub und Homeschooling an ihre Belastungsgrenzen kommen. Gleichzeitig sind Kinder bei einem derart hohen Infektionsgeschehen auch einem höheren Risiko ausgesetzt, wenn sie mit Kollegen im Klassenzimmer sitzen. Ein Dilemma, das sich in der vierten Welle zuspitzt.

Die aktuellen Verschärfungen bringen deshalb auch strengere Maßnahmen in Schulen mit sich: In den kommenden zwei Wochen sind keine Schulveranstaltungen erlaubt, also etwa Exkursionen oder Wandertage. Auch externe Personen dürfen nicht mehr an die Schule kommen. In der Oberstufe gilt auch im Unterricht FFP2-Masken-Pflicht. Für Jüngere reiche auch ein Mund-Nasen-Schutz heißt es aus dem Bildungsministerium. Am Sitzplatz darf die Maske abgenommen werden.

Zudem müssen auch geimpfte Schüler nun dreimal wöchentlich einen Corona-Test abgeben, darunter zumindest ein PCR-Test. Ausgenommen sind wie bisher Genesene. Die neuen Regeln gelten vorerst bis 27. November. Ab 29. November soll dann das Wiener Modell bundesweit ausgerollt werden: zweimal pro Woche PCR-Tests für Ungeimpfte, auch für Lehrer. (Regina Bruckner, Vanessa Gaigg, David Krutzler, Rosa Winkler-Hermaden, 16.11.2021)