Foto: APA /Helmut Fohringer

Corona-Infektionen treten angesichts der ansteigenden Fallzahlen auch bei Kindern immer häufiger auf. "Schwere Verläufe sind sehr selten. Aber sie kommen vor", sagt Christian Dopler, Chef der Anästhesie des Salzkammergut-Klinikums Vöcklabruck, im Gespräch mit dem STANDARD. Zuletzt musste ein Team rund um Dopler in Vöcklabruck um das Leben eines erst 15 Monate alten Kindes kämpfen.

Laut Dopler trat bei dem Kleinkind ein "schwerstes Lungenversagen" infolge einer Kombinationsinfektion mit dem Coronavirus und mit dem RS-Virus auf. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) ist bei Säuglingen und Kleinkindern ein sehr häufiger Auslöser akuter Infektionen der unteren Atemwege. Die Kombination beider Infektionen könne bei Kleinkindern durchaus vorkommen, so Dopler.

Das 15 Monate alte Kind musste deshalb schon länger stationär in Vöcklabruck behandelt werden, ehe sich die Situation gegen Ende der Woche dramatisch verschlechterte. Das Kleinkind kam auf die Intensivstation, wurde künstlich beatmet und musste dann an eine sogenannte ECMO-Maschine angehängt werden. Diese wird auch als "künstliche Lunge" bezeichnet. "Die ECMO-Maschine war der äußerste Schritt der Intensivbehandlung. Davor hatten wir schon alle Optionen ausgeschöpft", sagt Dopler. Ohne ECMO habe man es nicht geschafft, das Kleinkind zu stabilisieren.

Von Sonntag auf Montag erfolgte der Transport des Kindes mit ECMO-Maschine zur Kinderintensivstation nach Linz. Auch dieser Schritt war medizinisch höchst fordernd. Das eineinhalbjährige Kind sei mittlerweile "stabil", so Dopler. "Es kann immer noch etwas passieren. Aber die Karten sind derzeit nicht so schlecht."

Impfappell an alle

Derart kritische Verläufe bei Kleinkindern seien sehr selten. "Aber wie gesagt, sie kommen nun einmal vor", sagt Dopler. Der Chef der Anästhesie in Vöcklabruck appelliert in diesem Zusammenhang, sich dringend impfen zu lassen – egal ob Erst-, Zweit- oder Drittstich. "Das möchte ich an alle richten, die sich impfen lassen können. Es ist mir schon klar, dass Kleinkinder noch nicht geimpft werden können. Aber wenn wir eine Impfquote von 90 Prozent haben, können wir diese mitschützen. Das Risiko, dass ungeimpfte Kleinkinder schwer an Corona erkranken, ist dann ungleich niedriger."

Die Oberösterreichische Gesundheitsholding stellte dem STANDARD die aktuelle Altersverteilung auf den Covid-Intensivstationen zur Verfügung. Das 15 Monate alte Baby ist aktuell demnach das einzige Kind unter 14 Jahren, das eine intensivmedizinische Betreuung benötigt. Eine weitere Person ist zwischen 15 und 18 Jahren alt, eine weitere zwischen 19 und 29 Jahren.

22 Personen sind übrigens zwischen 45 und 59 Jahren. 58 Personen sind zwischen 60 und 74 Jahren.

Das Durchschnittsalter der Covid-Patientinnen und -patienten in Oberösterreich beträgt aktuell 62,4 Jahren bei Frauen und 71 Jahren bei Männern.

Auch Kinder in Salzburg auf Intensivstationen

Auch in Salzburg liegen derzeit laut ORF Salzburg kleine Kinder wegen Covid auf der Intensivstation im Kinderspital. Ein vierjähriges Mädchen leidet nach einer CoV-Erkrankung an der Multiorgan-Entzündung PIMS, ein fünfjähriger Bub muss ebenso wegen Covid-19 behandelt werden. Hinzu kommen vier Corona-kranke Kinder und Jugendliche auf der Normalstation in Salzburg: drei Kleinkinder unter drei Jahren und ein 19-Jähriger. Die Kinder scheinen nicht in der offiziellen Spitalsbettenstatistik auf, da nur erwachsene Patienten eingerechnet werden, hieß es vom Uniklinikum zum ORF Salzburg. (David Krutzler, Stefanie Ruep, 16.11.2021)