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Die Anzahl der verfassten Paper und die Anzahl der Zitierungen der eigenen Arbeit gelten in der Wissenschaft oft als Maß für Erfolg und Produktivität.
Foto: REUTERS/Christian Hartmann

Wissenschaftliche Studien schreiben, die möglichst häufig von anderen Fachleuten zitiert werden – das ist noch immer die Leistung in der Forschungswelt, mit der versucht wird, Qualität messbar zu machen. Nun gibt es ein Update, nämlich die Liste der "Highly Cited Researchers 2021", die der Datenkonzern Clarivate veröffentlicht. Demnach bilden 6.602 Personen aus mehr als 70 Ländern das oberste Prozent der am öftesten zitierten Forschenden. Im neuen "Who is who" dieser weltweit besonders einflussreichen Fachleute finden sich 43, die zumindest teilweise in Österreich tätig sind. Im Vorjahr waren es 37, die Zahl pendelt in den vergangenen Jahren um den Wert 40.

Das zu Clarivate gehörende "Institute for Scientific Information" (ISI) hat für die Analyse wissenschaftliche Arbeiten herangezogen, die im Zeitraum von 2010 bis 2020 veröffentlicht und zitiert wurden. Als "Highly Cited Researcher" gelten all jene, die in ihrem wissenschaftlichen Gebiet im Erhebungsjahr im obersten Prozent rangieren und damit einen bedeutenden Einfluss auf ihr Fachgebiet ausgeübt haben.

China holt auf

Die meisten der einflussreichsten Wissenschafter arbeiten nach wie vor in den USA: 2.622 US-Forscher stellen 39,7 Prozent aller Personen auf der Liste. Der US-Anteil sinkt allerdings, 2018 waren es noch 43,3 Prozent. China holt dagegen rasch auf und stellt mittlerweile 935 Forschende auf der Liste. Damit hat das Land seinen Anteil seit 2018 auf 14,2 Prozent nahezu verdoppelt. Auf den weiteren Plätzen folgen Großbritannien (492 "Highly Cited Researchers"), Australien (332), Deutschland (331), die Niederlande (207), Kanada (196), Frankreich (146), Spanien (109) und die Schweiz (102).

"Österreichs globaler Anteil an dieser wissenschaftlichen Elite ist von 0,6 auf 0,7 Prozent gestiegen", sagte ISI-Analyst David Pendlebury in einem Statement gegenüber der APA – und dies, obwohl China vielen anderen Industrienationen Anteile abgenommen habe. "Das ist keine kleine Leistung", so Pendlebury, und wenn eine Nation ihren Anteil erhöhe wie Österreich, "bedeutet das, dass sie real vorankommt".

Zwei Frauen

Mit 214 Namen auf der Liste ist die US-amerikanische Universität Harvard weiterhin die Institution mit der höchsten Konzentration an meistzitierten Forscherinnen und Forschern weltweit. Schon knapp dahinter kommt die Chinesische Akademie der Wissenschaften (193), gefolgt von der ebenfalls US-amerikanischen Stanford University (122), den National Institutes of Health (93) in den USA und der Max Planck-Gesellschaft (70) in Deutschland.

Unter den 43 in Österreich tätigen Fachleuten sind mit der Biotechnologin Angela Sessitsch vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Bodenbiologin Sophie Zechmeister-Boltenstern von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien in diesem Jahr nur zwei Frauen vertreten. Im Vergleich zu vergangenem Jahr sind drei Forscher und drei Forscherinnen nicht mehr Teil des meistzitierten einen Prozents.

IIASA in mehreren Kategorien stark

Neu hinzu kamen im Vergleich zum Vorjahr neun Forscher, darunter Michael Obersteiner, der sich mit umwelt- und klimarelevanten Themen auseinandersetzt und auch in anderen Rankings prominente Plätze einnimmt. Obersteiner wird in der Clarivate-Liste nur dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien zugeordnet, leitet aber mittlerweile an der Universität Oxford das Institut für Umweltveränderungen.

Zwei seiner IIASA-Kollegen haben es geschafft, gleich in mehreren Kategorien den "Highly Cited Researchers" anzugehören: Keywan Riahi zählt zu den nur 23 Forschern auf der gesamten Liste, die in drei oder mehr Gebieten zu den weltweit einflussreichsten Forschern gehören. Im Fall Riahi, der sich beim UN-Klimarat IPCC einbringt, sind das die Erdwissenschaften, Umwelt und Ökologie sowie die Sozialwissenschaften. Petr Havlik wird in Umwelt und Ökologie sowie in den Sozialwissenschaften genannt.

Verschiedene Disziplinen und Institute gleichzeitig

19 Forschende aus Österreich finden sich in der Kategorie "Cross-Field". In diesem Bereich für fachübergreifende Arbeiten sind Personen vertreten, die starken Einfluss auf mehrere wissenschaftliche Gebiete haben. Sechs Nennungen gibt es im Bereich Physik, jeweils fünf in Umwelt und Ökologie sowie in Erdwissenschaften, vier in Sozialwissenschaften, drei in Klinischer Medizin und jeweils zwei in Neurowissenschaften und Verhalten sowie in Mikrobiologie.

Eine Reihung nach Institutionen ist schwierig, da Forschende an mehreren Einrichtungen tätig sein können. Laut Zuordnung von Clarivate liegt die Universität Wien mit zehn Namen auf der Liste an erster Stelle vor dem IIASA mit acht Namen (beziehungsweise aufgrund der Doppel- oder Dreifachnennung von Riahi und Havlik mit elf Einträgen). Sieben Wissenschafter von der Liste arbeiten an Einrichtungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Stark vertreten ist auch die Boku mit fünf "Highly Cited Researchers".

Im Folgenden die Liste der in Österreich tätigen "Highly Cited Researcher":

  • Markus Aspelmeyer, Physik, Uni Wien/ÖAW
  • Thomas Blaschke, Cross-Field, Uni Salzburg
  • Rainer Blatt, Physik, Uni Innsbruck/ÖAW
  • Christoph Bock, Cross-Field, ÖAW/Medizin-Uni Wien
  • Holger Daims, Mikrobiologie, Uni Wien
  • Wouter Dorigo, Erdwissenschaften, Technische Universität Wien
  • Karl-Heinz Erb, Umwelt und Ökologie, Boku Wien
  • Franz Essl, Umwelt und Ökologie, Uni Wien
  • Franz Fazekas, Cross-Field, Medizin-Uni Graz
  • Oliver Fricko, Cross-Field, IIASA
  • Gerald Gartlehner, Sozialwissenschaften, Donau-Uni Krems
  • Michael Gnant, Cross-Field, Medizin-Uni Wien
  • Helmut Haberl, Cross-Field, Boku Wien
  • Petr Havlik, Umwelt und Ökologie/Sozialwissenschaften, IIASA
  • Georg Hoffmann, Cross-Field, Uni Wien
  • Kurt Huber, Klinische Medizin, Wilhelminenspital/Sigmund Freud Privat-Uni
  • Thomas Kastner, Cross-Field, Uni Klagenfurt (mittlerweile Boku, Anm.)
  • Zbigniew Klimont, Erdwissenschaften, IIASA
  • Jürgen Knoblich, Cross-Field, ÖAW
  • Fridolin Krausmann, Cross-Field, Boku Wien
  • Georg Kresse, Physik, Uni Wien
  • Volker Krey, Cross-Field, IIASA
  • Hans Lassmann, Neurowissenschaften, Medizin-Uni Wien
  • Michael Obersteiner, Umwelt und Ökologie, IIASA
  • Werner Poewe, Neurowissenschaften, Medizin-Uni Innsbruck
  • Thomas Rattei, Cross-Field, Uni Wien
  • Keywan Riahi, Umwelt und Ökologie/Erdwissenschaften/Sozialwissenschaften, IIASA
  • Andreas Richter, Cross-Field, Uni Wien
  • Christian Roos, Physik, Uni Innsbruck/ÖAW
  • Gerd Schatzmayr, Cross-Field, BIOMIN GmbH
  • Erwin Schmid, Cross-Field, Boku Wien
  • Angela Sessitsch, Cross-Field, AIT
  • Josef Smolen, Klinische Medizin, Medizin-Uni Wien
  • Herbert Tilg, Klinische Medizin, Medizin-Uni Innsbruck
  • Hugo Valin, Cross-Field, IIASA
  • Arndt von Haeseler, Cross-Field, Uni Wien
  • Yoshihide Wada, Erdwissenschaften, IIASA
  • Michael Wagner, Mikrobiologie, Uni Wien
  • Wolfgang Wagner, Erdwissenschaften, Technische Universität Wien
  • Mathew P. White, Sozialwissenschaften, Uni Wien
  • Sophie Zechmeister-Boltenstern, Cross-Field, Boku Wien
  • Anton Zeilinger, Physik, ÖAW
  • Peter Zoller, Physik, Uni Innsbruck/ÖAW

Weitere Informationen und die Möglichkeit, die Liste nach verschiedenen Gesichtspunkten zu durchsuchen, sind hier zu finden. (APA, red, 16.11.2021)