Theorien weisen in der Regel in die Zukunft und erreichen erst in der Praxis die Gegenwart. "Dafür bleibt keine Zeit mehr", warnte Daniela Allmeier, Stadtplanerin in Wien, in ihrem Eingangsreferat. Zu viele Klimaziele seien bereits verfehlt worden, für die anderen müsse man jetzt rasch handeln.

Daniela Allmeier
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Dabei nahm die Partnerin im Planungsbüro Raumposition vor allem die Städte in die Pflicht. Die EU-Kommission will bis 2030 insgesamt 100 klimaneutrale Städte in der EU vorweisen können, um die Folgen der Klimakrise abzumildern. Dort müsste vor allem klimaresilient gebaut werden – und das betrifft nicht nur die Gebäude.

Das Wassermanagement sei dafür ein Faktor: "Was tun wir mit dem Regen, der vom Himmel fällt?" Allmeier skizzierte nicht nur die ideale Speicherung, um den Niederschlag beispielsweise zur Kühlung zu verwenden. Sie legte auch nahe: Die Versiegelung müsse ein Ende haben. Denn versiegelte Böden wüssten nichts mit Regen anzufangen.

Photovoltaik und Fassadenbepflanzung verändern neben der Klimabilanz auch die Optik von Wohnhäusern.
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"Wenn wir uns daran halten, gibt es auch positive Effekte", sagte sie. Ein Revival des öffentlichen Raums, mehr aktive Mobilität, eine Überarbeitung der Masterpläne. "Es ist fünf vor zwölf", beendete sie ihren Vortrag.

Ihren Stab übernahm Angela Köppl, Senior Economist im Forschungsbereich Umwelt, Landwirtschaft und Energie am Wifo. Auch sie sprach von der Transformation, die uns bevorstehe, die auch gleichzeitig einen strukturellen Wandel brauche – und sie sprach über die Investitionen, die dafür vonnöten seien. In Zahlen: Zukünftig werden rund zwei Prozent des BIP eines Landes für Maßnahmen gegen den Klimawandel eingesetzt werden müssen.

Angela Köppl
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Es geht voran

Und die ersten Investitionen würden bereits ihre Schatten vorauswerfen, in der Form von Innovationen. "In dem Beton, mit dem wir heute bauen, ist ja schon viel weniger Zement drin. Wir bauen viel mit Materialien, die recycelt werden können. Erneuerbare Energien sind bereits jetzt ein essenzieller Bestandteil des Wohnbaus – es geht voran."

Und die Kosten würden in Zukunft nicht steigen, im Gegenteil. "Jede neue Innovation ist ein Lerneffekt, der eine Kostenreduzierung für den nächsten Schritt bedeutet." Zum Schluss appellierte sie an die Teilnehmenden: "Die Entscheidungen, die wir heute treffen, haben langfristige Folgen."

Christina Ipser
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Christina Ipser, Projektleiterin am Department für Bauen und Umwelt an der Donau-Universität Krems, nahm sich ein genaues Szenario vor: eine Hitzewelle. Diese werde es in Zukunft schließlich vermehrt geben. "Klimaanlagen sind da kontraproduktiv. Sie schieben die Hitze von innen nach außen, aber lediglich in die direkte Umgebung", sagte sie. Die Mittel der ersten Wahl: Beschattung und Nachtkühlung. "Aber eine Nachtkühlung funktioniert nur mit kühler Luft rund um das Gebäude herum." Auch hier sei heiße Luft kontraproduktiv. (Thorben Pollerhof, 26.11.2021)