Eine zu Tode geprügelte junge Frau aus Rumänien wurde am Montag von einem Landsmann vor den Eingangsbereich der Bezirkshauptmannschaft in Villach gelegt.

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Eine junge Frau wurde zu Tode geprügelt vor den Eingangsbereich der Bezirkshauptmannschaft Villach gelegt. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Spuren führen in die dortige rumänische Bordellszene.

Noch liegt vieles im Dunkeln, im Bereich der Spekulationen, zumal der mutmaßliche Täter nur spärliche Angaben liefert. Bis dato steht nur eines fest: Eine junge Frau, eine gebürtige Rumänin, wurde – zu Tode geprügelt – vor das Gebäude der Bezirkshauptmannschaft Villach gelegt.

Es war am Montag, so gegen 14.50 Uhr, als ein Auto vor dem Amtsgebäude anhielt. Ein Mann – ein 28 Jahre alter rumänischer Staatsbürger, wie sich später herausstellt – steigt aus und legt eine leblose Frau auf den Asphalt. Er wird dabei von Passanten beobachtet, die umgehend Polizei und Rettung rufen. Die Beamten treffen den Mann noch an Ort und Stelle an, er wird vorläufig festgenommen und zur Einvernahme ins Stadtpolizeikommando Villach gebracht. Die Wiederbelebungsmaßnahmen des Notarztes bleiben ohne Erfolg. Wie die spätere Obduktion ergibt, starb die 29 Jahre alte Frau an den Folgen "heftiger Gewalteinwirkung".

Holzschläger als Tatwaffe

Wenig später wurde die Tatwaffe von den Ermittlern im Gewerbegebiet Villach entdeckt: ein etwa ein Meter langer, selbst angefertigter Holzschläger, ähnlich einem Baseballschläger. Wie sich nach den ersten Ermittlungen herausstellte, kannten sich der Mann und das Opfer. Der Rumäne hatte mit der Frau gemeinsam in einer Wohnung im Bezirk Villach-Land gewohnt.

Was nun genau passiert ist, ob der Mann überhaupt der Täter ist, "ist noch immer unklar", heißt es in Kärntner Polizeikreisen. Es sei letztendlich auch nicht auszuschließen, dass der Mann nur den Transport übernommen habe. Einiges deute aber darauf hin, dass sowohl der Mann als auch die Frau der Villacher Bordellszene zuzuordnen seien.

Wenn dies zutreffe, könnte auch der Umstand, dass die Frau vor die Bezirkshauptmannschaft (BH) gelegt worden sei, einen Sinn ergeben, heißt es. Prostituierte müssen jede Woche für eine sogenannte "Deckelkontrolle" beim Arztamt in der BH erscheinen. Der Mann habe vielleicht beabsichtigt, die tödlich verletzte Frau noch zum nächst gelegenen Arzt zu bringen. Jener in der BH wäre der einzige in der Nähe des Bordells gewesen, so eine der momentan kursierenden Spekulationen.

Die Villacher Bordellszene hat jedenfalls schon in der Vergangenheit immer wieder für Aufregung gesorgt. Vor einigen Jahren war eine 18 Jahre alte Frau aus Rumänien aus einem Bordell befreit worden. Sie wurde von ihrem Zuhälter schwer verletzt und musste im Spital behandelt werden. Kein Einzelfall, hieß es, die Kärntner Bordellszene werde immer brutaler, sagte ein Insider, der in einem ORF-Bericht zitiert wurde.

Bordell-Hotspot

Es erhärtete sich damals der Verdacht, dass die junge Frau von einem Landsmann nach Österreich gebracht und zur Prostitution gezwungen und geschlagen worden sei. Der Grund für die Misshandlungen war offenbar, dass die junge Frau für ihren "Beschützer" zu wenig verdiente. Die Schülerin kehrte nach ihrer Genesung wieder zurück nach Rumänien.

Das sei aber kein Einzelfall, hieß es damals. Immer wieder würden Frauen, vorwiegend aus Rumänien, unter falschen Versprechungen nach Kärnten gelockt.

"In den letzten Jahren ist es aber zumindest nach außen hin relativ ruhig geworden", sagt BH-Leiter Bernd Riepan zum STANDARD.

Villach spielt als Bordellstandort jedenfalls durch seine Nähe zur Grenze zu Italien eine besondere Rolle. "Es kommen zahlreiche Italiener nach Villach, weil die Prostitution in Italien verboten ist. Da bietet sich Villach als naher Hotspot ideal an", heißt es in Ermittlerkreisen. (Walter Müller, 16.11.2021)