Als der Innsbrucker Flughafen Ende September für vier Wochen wegen Sanierungsarbeiten geschlossen wurde, konnten dort auch keine Ambulanzjets mit Spenderherzen für Patienten im Einzugsgebiet der Innsbrucker Uni-Klinik für Herzchirurgie eingeflogen werden. Dass Betroffene während dieser Zeit trotzdem ihr dringend benötigtes Organ rechtzeitig und in einem guten Zustand erhalten haben, ist Julia Dumfarth zu verdanken, einer jungen Ärztin aus Oberösterreich. Sie hat in Innsbruck mit der Anwendung einer neuen Technik aus den USA die Transportzeitspanne für Herzen deutlich verlängert.

Dumfarth ist Oberärztin und Leiterin des Herztransplantationsprogramms an der Innsbrucker Uni-Klinik. Die 37-jährige Medizinerin stammt aus Gutau im Mühlviertel, besuchte im nahen Freistadt das Gymnasium und studierte anschließend Medizin in Wien. Nach ihrer Zeit als Assistenzärztin an der Medizinischen Universität Wien und einem Research Fellowship an der Yale School of Medicine forscht und arbeitet sie seit 2011 als Herzchirurgin in Innsbruck.

Julia Dumfarth ist Leiterin des Herztransplantationsprogramms an der Innsbrucker Universitätsklinik.
Foto: Medizinische Universität Innsbruck

Gekühlt nur kurz transportfähig

Seit Christiaan Barnard am 3. Dezember 1967 in Kapstadt die weltweit erste erfolgreiche Herztransplantation am Menschen durchgeführt hat, ist die Verpflanzung der Blutpumpe für schwerkranke Patientinnen und Patienten die einzige langfristig lebensrettende Alternative. Auch wenn die Wartezeit im schlimmsten Fall Jahre beträgt – steht das ersehnte Spenderorgan endlich zur Verfügung, zählt jede Minute, denn das Herz ist ein empfindliches Organ: Maximal vier Stunden durften bisher zwischen Entnahme und Transplantation vergehen. Nur während dieser kurzen sogenannten Ischämiezeit bleibt ein gekühltes Spenderherz ohne Blut- und Sauerstoffversorgung schadlos.

Kann man allerdings das Herz während des Transports zum Empfänger warm halten, durchbluten und mit Nährstoffen versorgen lassen, verlängert sich seine Haltbarkeit um mehrere Stunden. Dumfarth hat nun an der Universitätsklinik für Herzchirurgie in Innsbruck ein Gerät eingeführt, mit dem Spenderherzen künftig nicht mehr gekühlt werden müssen. Das sogenannte OCS Heart, eine Entwicklung des US-Unternehmens Transmedics, ist ein mobiles System, das ein Spenderherz weiter schlagen lässt und dieses fortlaufend überwacht. Dieser Erfolg bedeute im Grunde nichts weniger als eine "neue Zeitrechnung in der Herztransplantation", wie auch Michael Grimm, Direktor der Uniklinik für Herzchirurgie, meint.

Der erste Patient, dem in Innsbruck Ende Oktober ein mithilfe der neuen Technologie am Leben gehaltenes Herz eingesetzt wurde, kann übrigens schon bald in häusliche Pflege entlassen werden. (Thomas Bergmayr, 16.11.2021)