Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) übt scharfe Kritik an Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP).

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Wien – Nachdem Salzburger Landeskliniken vor einer Überlastung gewarnt und schon Triageteams zusammengestellt haben, plädiert Salzburgs Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) für einen zweiwöchigen Lockdown – auch für Geimpfte. "Ich glaube, dass das die einzige Maßnahme ist", sagt der Politiker im Ö1-"Morgenjournal". Der von der Landesregierung vorgestellte Fünf-Punkte-Plan reicht aus Schellhorns Sicht nicht aus, um die Infektionslage zu stabilisieren.

"Absolute Überzeugungsarbeit" sei notwendig, um den Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (beide ÖVP) zur Reaktion zu bringen. "Ich habe den Eindruck, man will einfach die Bundes-ÖVP-Linie verfolgen", sagt Schellhorn. "Ich halte das in der Dramatik, wie wir es in Salzburg haben, für falsch."

Zu nachlässig gegenüber Impfskeptikern

Schellhorn fordert einen Lockdown um Spitäler zu entlasten und so "Reserven" aufzubauen für etwaige Unfälle in größerem Ausmaß. "Ohne diese Reserven wären wir dann komplett überfordert in Spitälern bei solchen Ereignissen", sagt Schellhorn mit Blick auf Situationen wie etwa Massenkarambolagen.

In der Vergangenheit hätte man Impfgegnern in Salzburg massiver widersprechen müssen. Man habe hohe Infektionszahlen in den immer gleichen Gemeinden registriert. "Das wäre auch Aufgabe der örtlichen Bürgermeister gewesen, ihre Leute in den Gemeinden zu überzeugen", sagt der Grünen-Politiker. "Wir waren zu nachlässig gegenüber diesen Impfskeptikern."

Salzburg kämpft auch mit Stornowelle

Die hohen Infektionszahlen haben auch Auswirkungen auf Salzburgs Tourismus. Wie das "Morgenjournal" berichtet, stornieren reihenweise Gäste ihren geplanten Winterurlaub in Westösterreich, vor allem in Salzburg. "Es ist schon eine Stornowelle eingetreten, vor allem in der Ferienhotellerie", bestätigt der Salzburger Hotelier Sepp Schellhorn. Gäste würden gerade bei der Familienhotellerie auf sicherere Regionen wie Südtirol ausweichen.

Auch der Vizepräsident der Hoteliervereinigung, Walter Veit, sagt: "Die Situation ist wirklich dramatisch. Vor allem sehen wir auch nicht, wie wir herauskommen sollen." So wie es jetzt laufe, werde einfach storniert oder abgewartet und nicht mehr gebucht. Veit hofft, dass sich die Situation im Jänner bessert.

Neben Familienhotels sind vor allem Stadthotels, besonders in Wien, von der geringen Auslastung betroffen. "Wenn wir bis in den Jänner blicken, so ist fast noch gar nichts gebucht", sagt der Generalsekretär der Hoteliervereinigung, Markus Gratzer. (Ana Grujić, 17.11.2021)