Das Jubiläumsprojekt der Gesiba soll in der Brockhausengasse entstehen.

Visualisierung: Studio Eder Krenn

Vor hundert Jahren wurde die Gemeinwirtschaftliche Siedlungs- und Baustoffanstalt gegründet. Das daraus gebildete Akronym "Gesiba" ist bis heute namensgebend. Was einst mit Siedlervereinen und Reihenhausstrukturen in dünn besiedelten Grätzeln begann, soll nun wieder aufgegriffen und auf neu interpretierte Weise zelebriert werden. "Nachdem wir bei der Siedlerbewegung sowie auf dem Gebiet von Niedrigenergie- und Passivhaustechnologien immer schon Vorreiter waren", sagt Ewald Kirschner, Generaldirektor des gemeinnützigen Bauträgers, "haben wir diese CO2-neutrale Wohnhausanlage zu unserem Jubiläumsprojekt auserkoren."

Drei Architekturbüros sind daran beteiligt: Bauteil eins plant der alte Gesiba-Hase Rudolf Guttmann, Bauteil zwei das Studio Eder Krenn, Bauteil drei Herbert Binder in Kooperation mit dem Atelier Kaitna Smetana. Gemeinsamkeit aller drei Baulose: "Wir sind hier in einer sensiblen Gegend zwischen Oberem Mühlwasser und Asperner Siegesplatz umgeben von Einfamilienhäusern, Ackerflächen und Wäldern", sagt Architekt Benni Eder, der hier 44 Wohnungen plant. "Daher wollen wir den Charakter dieses Ortes trotz wirtschaftlicher Ausnützung des Grundstücks auf jeden Fall beibehalten."

Außen handelt es sich um 38 punktuelle Häuser in kubischer Form mit Balkonen, Dachterrassen und zum Teil ochsenblutrotem Anstrich. Ergänzt wird die Wohnhausanlage, die insgesamt 155 Wohnungen umfasst, von einem Kindergarten und einem übergreifenden Freiraumkonzept von DnD Landschaftsplanung. "Es wird hier nie eine urbane Atmosphäre mit hunderten urbanen Menschen vor ihren Häusern geben", meint der Architekt, "daher wollten wir dieses Trugbild auch gar nicht in irgendwelchen fotorealistischen, sozialromantischen Darstellungen vortäuschen."

Redimensioniertes Projekt

Die Jubiläumsbesonderheit liegt im Technischen verborgen: Unter der Wohnhausanlage werden 200 Meter tiefe Sonden in den Boden gegraben, 80 Stück an der Zahl. Über Bauteilaktivierung sollen die Häuser im Winter beheizt und im Sommer immerhin um ein paar Grad nach unten temperiert werden. Die Stromversorgung für die Wärmepumpen erfolgt durch eine PV-Anlage auf dem Dach. Der gesamte Heizwärmebedarf soll auf diese Weise emissionsfrei abgedeckt werden.

"Während des Baubewilligungsverfahrens gab es ein paar Einsprüche", erinnert sich Gesiba-Chef Kirschner. "Daher haben wir das Projekt ein bisschen redimensioniert und auf die volle Ausnützbarkeit verzichtet." Zwischen den Häusern ist Urban Farming geplant. Alle Wohnungen werden im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative errichtet – also mit Wohnkosten in geförderter Höhe zu freifinanzierten Konditionen. Die Miete beläuft sich auf 11,50 Euro, der Eigenmittelanteil auf 150 Euro pro Quadratmeter. Bauzeit: Mitte 2022 bis Mitte 2024. (Wojciech Czaja, 23.11.2021)