Die Test-Sonde Dart soll in weniger als einem Jahr mit einem 160 Meter großen Asteroiden kollidieren.

Illustr.: NASA/Johns Hopkins APL/Steve Gribben

Im Vergleich zur turbulenten Jugend unseres Sonnensystems leben wir heute in relativ ruhige Zeiten, was die Asteroidengefahr aus dem All betrifft – für die Zukunft muss das aber nichts heißen: Derzeit kennt man zwar keinen Felsen, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurast, trotzdem kann immer noch ein bisher unentdeckter Asteroid oder Komet aus dem toten Winkel auf uns zusteuern.

An unterschiedlichen Gegenmaßnahmen wird bereits seit Jahren geforscht. Eine Möglichkeit, die Katastrophe abzuwenden, wird demnächst im Rahmen der Nasa-Mission Dart getestet: Beim Double Asteroid Redirection Test kommt ein etwa kühlschrankgroßer Raumflugkörper zum Einsatz, der von Wissenschaftern des Johns Hopkins Applied Physics Laboratory entwickelt wurde.

Erhoffte Ablenkung

Die Sonde soll als Impaktor dienen und einen herannahenden Asteroiden durch seinen Aufprall frühzeitig ablenken. Selbst kleinste Kursänderungen könnten dabei den entscheidenden Unterschied machen. Am 24. November soll der Flugkörper an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX von der Vandenberg-Luftwaffenbasis (Kalifornien) starten. Die Nasa wird über die Vorbereitungen und den Start live berichten.

Überblick über die Dart-Mission.
Illustr.: NASA/Johns Hopkins APL

Ziel der rund 330 Millionen Dollar (rund 290 Millionen Euro) teure Mission ist der Asteroid Dimorphos, den die Dart-Sonde im Oktober nächsten Jahres erreichen soll. Das 160 Meter durchmessende Objekt ist eigentlich der kleinere Begleiter von Didymos, einem 800 Meter großen Asteroiden. Der Dart ist vergleichsweise einfach aufgebaut und besitzt an technischem Gerät bloß eine Kamera, einen Sonnen- sowie einen Sternsensorfür die Navigation an Bord. Nach dem Aufprall soll die rund zwölfstündige Umlaufbahn von Dimorphos um Didymos mindestens 73 Sekunden, möglicherweise aber bis zu zehn Minuten kürzer dauern.

Aus der Nähe beobachtet wird das Ereignis von LICIACube (Light Italian CubeSat for Imaging of Asteroids), einer von der italienischen Weltraumorganisation (ASI) beigesteuerte sekundäre Raumsonde, die auf Dart mitreist und sich zehn Tage vor dem Aufprall abtrennt, um Bilder zu schießen.

Hera soll die Folgen begutachten

Das etwa einen Kilometer von einander entfernte Paar ist jedoch nah genug an der Erde, um all das auch mit wissenschaftlichen Instrumenten von unserem Planeten und vom nahen Weltraum aus gut untersuchen und messen zu können. Die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde keine Gefahr darstellen sollte. 2024 soll die ESA-Mission Hera starten, um die Auswirkungen des Aufpralls genauer zu untersuchen.

"Asteroiden sind kompliziert", sagte die an der Dart-Mission beteiligte Astronomin Nancy Chabot. "Sie sehen unterschiedlich aus, sie haben große Steine, sie haben felsige Stellen, sie haben glatte Stellen, sie haben merkwürdige Formen – all diese Sachen. Diesen echten Test an einem echten Asteroiden zu machen, dafür brauchen wir Dart." (red, APA, 20.11.2021)