Ob Peking (Foto), Paris oder Wien: Die Energieeffizienzbemühungen haben im Vorjahr pandemiebedingt einen Rückschlag erlitten.

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Das Coronavirus hat nicht nur die Weltwirtschaft kurzzeitig in die Knie gezwungen, es hat auch die weltweiten Bemühungen um mehr Energieeffizienz torpediert. Dabei ist der effiziente, sparsame Umgang mit Energie einer der Schlüssel, um die zur Schonung der Umwelt als notwendig erachtete Energiewende zu schaffen.

Welche Folgen die durch die Pandemie hervorgerufenen Verwerfungen hatten und teilweise noch haben, zeigen Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA), die am Mittwoch ihren Energieeffizienz-Report 2021 veröffentlicht hat. Demnach hat sich die Energieintensität als wichtige Maßgröße für Energieeffizienz in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt nur mehr um 1,3 Prozent verbessert. Das liegt auch daran, dass 2020 eines der schlechtesten Jahre überhaupt war, was Verbesserungen beim Einsatz von Energie (plus 0,5 Prozent) betrifft.

Weit weg vom Zielpfad

Die fünf Jahre davor – 2011 bis 2016 – hat sich die Energieintensität im Schnitt um 2,3 Prozent pro Jahr verbessert. Selbst das aber ist weit weg von den vier Prozent Effizienzsteigerung, die nach Berechnungen der IEA von 2020 bis 2030 notwendig wären, um das etwa in der EU angestrebte Ziel von Netto-Null-Emissionen 2050 zu erreichen.

Den Rückschlag 2020 führt die 1974 als Reaktion auf die vorausgegangene Ölkrise als autonome Einrichtung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gegründete Agentur unter anderem auf den Einbruch der Energiepreise infolge der Pandemie zurück. Billiges Öl, Gas und Kohle haben die Dringlichkeit des sparsamen Umgangs mit Energie verwässert und die Weiterentwicklung entsprechender Technologien gebremst. Zudem habe sich die Wirtschaftstätigkeit von weniger energieintensiven Dienstleistungen wie Gastgewerbe und Tourismus in energieintensivere wie produzierende Industrie verlagert.

Schlüssel für Netto-Null

Die IEA, bei deren Gründung Österreich auch schon dabei war und die inzwischen weltweit 30 Industrieländer umfasst, rechnet heuer zwar mit einer leichten Verbesserung bei Energieeffizienzmaßnahmen; in den nächsten Jahren müssten die Anstrengungen aber zumindest verdoppelt werden, um wieder auf den Zielpfad von Netto-Null bis Mitte des Jahrhunderts einzuschwenken.

Warum das so wichtig ist? Ohne sparsameren, überlegteren Umgang mit Energie sind die zur Eindämmung der Erderwärmung formulierten Ziele nicht zu erreichen. So viele Windparks, Solarflächen, Biomasse- und Wasserkraftanlagen können gar nicht errichtet werden, um alle Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke mit Ablaufdatum zu ersetzen.

Warten auf neues Gesetz

In Österreich ist das von vielen als zahnlos beschriebene Energieeffizienzgesetz (EEffG) mit Anrechenbarkeit von verschenkten LED-Lampen und Warmwassersparvorrichtungen ausgelaufen, das neue ist seit Monaten überfällig. Derzeit kursiert ein Entwurf, den die Koalition mehr oder weniger intensiv diskutiert. Vorgesehen ist darin eine Kombination aus Förderungen und Verpflichtungen für Energielieferanten zu Einsparungen. Dabei hätten Energielieferanten zwei Möglichkeiten: einsparende Maßnahmen setzen und diese anmelden, aber auch in einen "Energieeffizienz-Fonds" einzahlen und sich so "freikaufen". Diese Einzahlungen, so die Sichtweise des Klimaschutzministeriums, sollten vom Preis her ungefähr äquivalent zu den Kosten der Maßnahmen sein.

Die IEA bleibt trotz Gegenwinds optimistisch, dass die Anstrengungen der Staaten vervielfacht werden. Mit Investitionen in energieeffiziente Maßnahmen gingen auch viele neue Arbeitsplätze einher, streicht die IEA heraus.

Teure Dämmstoffe

Kurzfristig liegen freilich noch einige Hindernisse auf dem Weg. "Der Wirtschaftsaufschwung im Jahr 2021 hat die Nachfrage nach Rohstoffen erhöht, die Lieferketten unter Druck gesetzt und zu Engpässen bei Waren und Dienstleistungen geführt, die für Investitionen in die Energieeffizienz wichtig sind", schreibt die IEA in ihrem Report. Außerdem habe sich die Fertigstellung von Gebäuden in einigen Ländern aufgrund des Mangels an wichtigen Lieferungen verlangsamt. (Günther Strobl, 17.11.2021)