Kritiker der Corona-Maßnahmen oder Impfskeptiker verweisen gerne auf die Ages-Darstellung: Ohne Angaben aus Wien sind demnach mit Stand Mittwochnachmittag österreichweit noch 673 Intensivbetten "tagesaktuell frei" (Symbolbild).

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Es gibt sie noch, selbst in der aktuellen massiven Corona-Krisensituation: Corona-Nachrichten, die positiv stimmen. Wenn sie denn stimmen würden.

So weist das öffentlich zugängliche Dashboard der Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) mit aktuellem Stand Mittwoch für das Bundesland Oberösterreich 125 Intensivbetten als "tagesaktuelle freie Betten" aus. In Salzburg gibt es im Intensivbereich laut der Ages-Darstellung ebenfalls noch Puffer: Hier werden zum Beispiel noch neun "tagesaktuelle freie Betten" angeführt. Demgegenüber stehen aber gleichzeitig Meldungen etwa aus den Salzburger Landeskliniken, die bereits ein Triageteam nominiert haben. Und in Oberösterreich mehren sich ebenfalls Berichte von Kliniken, die nur noch mit Notfallintensivbetten und OP-Verschiebungen auf den Anstieg von schwerkranken Covid-Fällen reagieren können.

"Ein Schwachsinn"

Walter Hasibeder findet im Interview mit dem STANDARD deutliche Worte. "Diese Zahlen im Ages-Dashboard sind ein Schwachsinn und ein Mordsschmarrn. Eigentlich sind sie eine Sauerei. Dieser Unsinn muss aufhören."

Hasibeder ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und übt an der Zahlendarstellung im Bereich Hospitalisierung im Ages-Dashboard heftige Kritik. Diese hätten nichts mit der Realität zu tun. Das Problem dabei: Kritiker der Corona-Maßnahmen oder Impfskeptiker verweisen gerne auf die Ages-Darstellung, wonach wie aktuell erst 23 Prozent der insgesamt 2.117 Intensivbetten in Österreich durch Covid-Intensivpatienten belegt sind. Ohne Angaben aus Wien sind demnach aktuell noch 673 Intensivbetten tagesaktuell frei.

Nur inklusive Notbetten

Hasibeder nimmt aber die Ages in Schutz. Die Zahlen würden nur das wiedergeben, was von den neun Landesbehörden eingemeldet wird. In Oberösterreich gibt es aber schlicht keine 125 "tagesaktuellen freien Betten" – bei bereits belegten 106 im Covid- und 102 im Non-Covid-Bereich –, wie auch die Gesundheitsholding bestätigt. Die von Oberösterreich gemeldete Gesamtsumme von 333 Intensivbetten würde nur dann existieren, wenn alle möglichen Notbetten so umfunktioniert werden, dass hier auch eine intensivmedizinische Betreuung möglich ist. Das betrifft etwa Betten in Aufwachräumen oder in anderen Bereichen, wenn OP-Säle gesperrt werden. Regulär hat Oberösterreich 250 Intensivbetten zur Verfügung.

Die Ages verweist auf Anfrage auf das Gesundheitsministerium und zeigt sich mit der Darstellung im Dashboard selbst "nicht glücklich". Intensivmediziner-Präsident Hasibeder meint: "Die Ages hat mir versprochen, dass die Zahl der tagesaktuell freien Betten vom Dashboard genommen wird." (David Krutzler, 17.11.2021)