Natalia Wörner als verzweifelte Intensivmedizinerin Carolin Mellau.

Foto: ORF/ZDF/Patrick Pfeiffer

Besuch bei der Mama im Pflegeheim: Körperlicher Kontakt ist nicht möglich, eine Trennscheibe soll vor dem Virus schützen.

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Die Sektkorken knallen, man liegt sich in den Armen und freut sich auf das, was das neue Jahr bringen soll. Noch ahnt Intensivmedizinerin Carolin Mellau (Natalia Wörner) nicht, wie schlimm dieses neue Jahr 2020 für sie werden wird. Zu Silvester schmiedet sie gemeinsam mit ihrem Mann Stefan (Marcus Mittermeier) Pläne. Sie will sich nach Ostern eine Auszeit von ihrem Job in der Klinik in Konstanz gönnen, mehr für die Kinder da sein. Doch dann kommt alles ganz anders.

"Die Personen dieser Geschichte sind frei erfunden, das Virus ist real", heißt es zu Beginn von Die Welt steht still, zu sehen am Donnerstag im Hauptabend von ORF 2, am Montag lief der Film bereits im ZDF. Grimmepreisträgerin und Autorin Dorothee Schön – von ihr stammen etwa auch die Bücher zur Krankenhausserie Charité – und Regisseur Anno Saul zeichnen darin den Anfang der Corona-Krise und die erste Welle nach und erzählen die Geschichte der Pandemie aus der Perspektive des medizinischen Personals.

Klatschen auf dem Balkon

Zu Jahresbeginn 2020 witzeln noch einige über dieses "grippeähnliche" Virus und die ersten Fälle in Wuhan. Doch schon bald wird aus den erschreckenden Prognosen bittere Realität. Kontaktbeschränkungen, Lockdown, überfüllte Krankenhäuser, überfordertes Personal, verzweifelte Angehörige. "Bereitet euch auf einen Krieg vor", sagt ein Straßburger Arzt (Nikolai Kinski) den Kollegen im Frühjahr 2020.

Die Welt steht still kann man als Zeitdokument einer Krise sehen, die uns mehr denn je im Würgegriff hat. Die Idee zum Film entstand im ersten Lockdown im März 2020, damals wurde das medizinische Personal von Balkonen aus beklatscht und als Helden gefeiert. Der Dreh fand dann im März 2021 unter strengen Hygienemaßnahmen während des nächsten Lockdowns statt.

Nachbar als Corona-Leugner

Eine reale Intensivmedizinerin lieferte die fachliche Beratung. Die Szenen im Krankenhaus gehören auch zu den Stärken des Films, sie machen die wichtige, harte Arbeit der Ärztinnen und Ärzte und des gesamten Krankenhauspersonals greifbar: beatmen, intubieren, umbetten, wiederbeleben und leider auch Leichensäcke zuzippen. Weniger gelungen fallen hingegen jene Teile aus, in denen es um die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Private oder um die Verharmlosung des Virus geht. Wenn etwa der Nachbar, ein Corona-Leugner, über Bill Gates herzieht, auf die Pharmalobby schimpft oder falsche Zahlen zur Intensivbettenbelegung verbreitet, wirkt das allzu klischeehaft und am Reißbrett entworfen. (Astrid Ebenführer, 18.11.2021)