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Britische Visa-Kreditkarten werden von Amazon nicht mehr akzeptiert.

Foto: Mike Segar/Reuters

Mit einer radikalen Entscheidung übt der E-Commerce-Riese Amazon Druck auf den Kreditkartenkonzern Visa aus. Britische Kunden können ab 19. Jänner nicht mehr mit einer Visa-Kreditkarte bezahlen, teilte Amazon in einer E-Mail mit. Sie werden aufgefordert, ihre Zahlungsart auf eine Bankomat- beziehungsweise Debitkarte umzustellen oder auf Kreditkarten anderer Anbieter umzusteigen.

Gebühren nach Brexit gestiegen

Als Grund gab der Onlinehändler die hohen Gebühren an, die Visa für die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen verlange. Nach dem formellen Inkrafttreten des Brexits hatte der Kartenanbieter die Gebühr für Transaktionen von den durch die EU regulierten 0,3 Prozent auf 1,5 Prozent erhöht. Da Amazon, aber auch viele kleinere Händler, die die Plattform nutzen, ihren Sitz in der EU haben, kommen die höheren prozentuellen Abgaben zum Tragen, wenn Kunden ihre britischen Visa-Kreditkarten verwenden.

Amazon will sich das offenbar nicht mehr gefallen lassen. In der offiziellen Begründung verweist der Konzern auf den geringen Spielraum für Verkäufer, wenn Kunden der bestmögliche Preis geboten werden soll. Visa wiederum zeigte sich in einer Stellungnahme "sehr enttäuscht, dass Amazon Kunden droht, die freie Wahl einzuschränken". Man werde daran arbeiten, mit dem Onlinehändler eine Lösung zu finden.

Mastercard fliegt nicht raus

Die Ankündigung, die bei britischen Amazon-Kunden naturgemäß auf wenig Gegenliebe stößt, wirft einige Fragen auf. Denn ungeachtet dessen, dass auch Visa-Rivale Mastercard seine Gebühren auf den besagten Prozentsatz von 1,5 erhöhte, werden diese Kreditkarten weiterhin von Amazon akzeptiert. Marktbeobachter führen diese Ungleichbehandlung auf eine Kooperation der beiden Konzerne zurück. So propagiert Amazon etwa eigene Bezahlkarten, die von Mastercard ausgestellt wurden.

Aus Wettbewerbssicht ist der Vorstoß Amazons ebenfalls nicht unproblematisch. So könnte das öffentliche Säbelrasseln dazu führen, dass sich der Onlinehändler doch noch mit Visa auf niedrigere Gebühren einigt, was ihm wiederum einen Vorteil gegenüber anderen Händlern verschaffen könnte, die keinen günstigen Extradeal aushandeln können. (step, 17.11.2021)