Wolfgang Schäfer ist nicht mehr Continental-Finanzchef.

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Frankfurt/Hannover – Der deutsche Autozulieferer Continental zieht Konsequenzen aus dem Diesel-Skandal und tauscht überraschend seinen langjährigen Finanzchef aus. Wolfgang Schäfer werde mit sofortiger Wirkung abgelöst, teilte der Dax-Konzern am Mittwochabend nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats mit.

"Die personelle Veränderung steht im Zusammenhang mit den bereits bekannten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover zur Verwendung illegaler Abschalteinrichtungen in Dieselmotoren und Defiziten bei der andauernden Aufklärung bei Continental." Im Frankfurter Späthandel verloren die Conti-Papiere rund sieben Prozent.

"Null-Toleranz-Philosophie"

Die Strafverfolger hatten in Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal bei Volkswagen mehrfach Büros von Conti durchsucht. Bei den Ermittlungen geht es nach früheren Angaben um einen von VW entwickelten 1,6 Liter Dieselmotor, zu dem Conti die Motorsteuerung geliefert hatte. Auch bei dem Zulieferer waren eine Reihe von Mitarbeitern in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten.

"Den vorliegenden Sachverhalt klären wir konsequent und vollumfänglich auf und kooperieren rückhaltlos mit der Staatsanwaltschaft Hannover", sagte Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle am Mittwoch. "Gemäß unserer Null-Toleranz-Philosophie gehen wir jedem Verdacht nach."

Seit 2010 im Amt

Schäfer war seit Jänner 2010 Finanzvorstand, sein Vertrag war zuletzt im März 2019 bis Ende 2024 verlängert worden. Neben den Finanzen war der 62-Jährige unter anderem für die IT und die Einhaltung der Regeln (Compliance) zuständig.

Vorstandschef Nikolai Setzer übernimmt bis zur Regelung von Schäfers Nachfolge dessen Aufgaben. Das Thema Compliance soll dauerhaft in den Aufgabenbereich des Vorstandschefs fallen. "Wir werden die Ressorts Group Compliance und Group Law and Intellectual Property mit sofortiger Wirkung meiner direkten Verantwortung unterstellen und unterhalb der Vorstandsebene neu besetzen", kündigte Setzer an.

Volkswagen hatte 2015 auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Abgaswerte von Dieselautos in großem Stil manipuliert zu haben. Die Wiedergutmachung hat den Wolfsburger Autobauer bisher mehr als 32 Milliarden Euro gekostet – vor allem an Strafen und Schadensersatz in Amerika. (APA, 17.11.2021)