Ein Mann, der in Tirol auf der Intensivstation liegt, soll ein gefälschtes Impfzertifikat besitzen.

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Innsbruck – Auf der Intensivstation des Krankenhauses Hall in Tirol liegt ein Patient, der angibt, geimpft zu sein, dessen entsprechender Impfeintrag im elektronischen Gesundheitsakt (Elga) jedoch gefälscht sein soll. Das berichtete die "ZiB 1" am Mittwochabend. Das mutmaßlich gefälschte Zertifikat soll laut dem ORF-Bericht aus einer Apotheke in Landeck stammen, wo "mehrere Dutzend Personen" ein solches Zertifikat erhalten hätten, ohne geimpft worden zu sein.

"ZiB 1"-Bericht zu den Vorwürfen gegen einen Tiroler Apotheker.
ORF

Die Tirol Kliniken selbst sagen zu dem Fall: "Wir haben auf der Intensivstation im Landeskrankenhaus Hall einen Covid-Patienten, der angibt, dass es im Tiroler Oberland bei der Durchführung, Dokumentation oder Zertifizierung von Covid-Impfungen zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Da der Anschein besteht, dass dies in mehreren Fällen vorgekommen sein könnte, haben wir uns wegen einer möglichen Gefährdung der öffentlichen Gesundheit entschlossen, eine Mitteilung an die Gesundheits- und Ermittlungsbehörden zu richten." Dass es sich beim Zertifikat des Mannes um eine Fälschung handle, wird nicht bestätigt.

Apotheker weist Vorwürfe zurück

Der im Bericht genannte Apotheker Martin H. aus Landeck bestätigt im Gespräch mit dem STANDARD, dass er Anfang Oktober und dann noch einmal Anfang November eine Impfaktion für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Angehörige durchgeführt habe. Geimpft habe eine Ärztin aus Landeck. Er sei "unzufrieden" mit dem zu niedrigen Impfstatus unter seinen Angestellten gewesen und habe deshalb diese Impfaktion durchgeführt. Rund 60 bis 70 Personen hätten das Angebot wahrgenommen, sagt der Apotheker.

Zu Unregelmäßigkeiten oder gar Fälschungen von Zertifikaten sei es dabei nicht gekommen, versichert der Apotheker. Zudem verweist er darauf, als Apotheker gar keine Möglichkeit zu haben, solche Einträge im Elga zu fälschen.

Impfärztin kann sich Unregelmäßigkeiten nicht erklären

Die Ärztin, die die Impfungen durchgeführt hat, bestätigte das im Gespräch mit dem STANDARD. Sie hat die vorgenommenen Impfungen selbst im Elga eingetragen. Sie könne sich allerdings nicht erklären, wie und warum es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist: "Das würde mich ehrlich gesagt selber interessieren."

Die Medizinerin hat den Impfstoff bestellt und verabreicht, an beiden Terminen. Manche der Geimpften benötigten nur einen Stich, da sie Genesene waren. Und ein Mann, so die Ärztin, der zwei Impfungen hätte erhalten sollen, ist nicht zum Zweitstich erschienen. Ob es sich dabei um jenen handelt, der nun in Hall auf der Intensivstation liegt, ist nicht bekannt. Bei der Impfaktion in Landeck habe aber jeder Patient und jede Patientin das entsprechende Formular ausgefüllt und unterzeichnet. Diese Unterlagen seien vollständig, wie sie betont: "Ich habe ganz sicher nichts gefälscht."

Staatsanwaltschaft ermittelt

Nach der Mitteilung an die Behörden durch die Tirol Kliniken hat die Staatsanwaltschaft Innsbruck am Donnerstag erste Ermittlungen aufgenommen. Der Verdacht richte sich vorerst gegen den genannten Apotheker, sagte Hansjörg Mayr, Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft. Auch wenn die Eintragung ins Elga nur von einem Arzt oder einer Ärztin vorgenommen werden kann, wie der Staatsanwalt bestätigte. Man ermittle wegen inhaltlich unrichtiger Impfzertifikate, nicht wegen "Fälschungen", konkretisierte Mayr. Nach bisherigem Stand gehe man davon aus, dass es mehrere davon geben könnte. Es sind die ersten derartigen Ermittlungen in Tirol seit Pandemiebeginn. (Steffen Arora, 18.11.2021)