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Epic-Games-Chef Tim Sweeney mag Google nicht, Apple noch weniger.

Foto: BRITTANY HOSEA-SMALL / REUTERS

Eines kann man Tim Sweeney nicht vorwerfen: dass er sich schwer damit tut, seine Meinung klar zu äußern. Immer wieder hat der Chef von "Fortnite"-Hersteller Epic Games in der Vergangenheit mit deftigen Ansagen für Aufsehen gesorgt. Zuletzt haben es ihm die App-Stores von Apple und Google besonders angetan. Sweeney hält die finanzielle Beteiligung der Firmen an In-App-Transaktionen für ungerechtfertigt und befindet sich derzeit mit beiden in Rechtsstreits. Diese verlaufen bisher wenig erfolgreich. Zwar gab es im vieldiskutierten Verfahren gegen Apple zumindest einen kleinen Sieg für Epic, das Unternehmen selbst war davon aber wenig begeistert.

Südkorea

Angesichts dessen legt der Epic-Boss nun in einem Land nach, wo er auf besonders viele Verbündete hofft. Im Rahmen eines Vortrags auf einer Konferenz in Südkorea hatte Sweeney eine unmissverständliche Botschaft parat: "Apple muss gestoppt werden." Das Unternehmen sperre Milliarden Nutzer in seinen App-Store und seine Bezahldienste ein, nun weigere es sich offenbar auch, sich an geltende Gesetze zu halten.

Sweeney bezieht sich auf ein neues Gesetz, das Ende August in Südkorea beschlossen wurde. Dieses schreibt vor, dass App-Store-Anbieter alternative Bezahlmethoden zulassen müssen. Vor kurzem ist nun eine Frist abgelaufen, in der die betroffenen Firmen – also Apple und Google – ihre Pläne zur Anpassung an die neue Rechtslage präsentieren hätten können. Genau das hat Apple bislang nicht getan, sondern die Frist einfach verstreichen lassen – was den Epic-Boss zu einer weiteren Breitseite gegen den iPhone-Hersteller inspiriert. Es sei bezeichnend, dass Apple zwar kein Problem damit habe, sich den Gesetzen autoritärer Regime – eine Anspielung auf Apples umstrittene Aktivitäten in China – zu beugen, aber sich nicht an die Regeln einer Demokratie wie Südkorea halte.

Google

Kaum besser ist Sweeneys Urteil über Google: Das Unternehmen sei nämlich schlicht "verrückt". Zwar habe Google zumindest auf die Vorschriften des Gerichts reagiert, die vorgeschlagene Lösung schmeckt dem Epic-Boss aber gar nicht. So lässt Google in Südkorea zwar künftig alternative Bezahldienstleister zu, hebt aber bei deren Nutzung eine Art Servicepauschale von elf Prozent für jede Transaktion ein – für die Kosten des Betriebs und der Entwicklung der Plattform.

Ein Store, um sie alle zu versorgen

Sweeney hatte darüber hinaus aber konkrete Ideen im Gepäck: "Was die Welt jetzt braucht, ist ein einzelner Store, der mit allen Plattformen zusammenarbeitet." Denn derzeit sei der Besitz von Software auf eine Fülle unterschiedlicher Plattformen und Anbieter verteilt, die Nutzer wollten aber auf einer Plattform gekaufte Titel auch auf einer anderen nutzen können. Ob er dabei an den eigenen Epic-Games-Store denkt, ist nicht überliefert. Seine Ausführungen beendet der Epic-Boss übrigens mit einer Paraphrasierung eines berühmten Zitats von John F. Kennedy: "Ich bin ein Koreaner." (Andreas Proschofsky, 19.11.2021)