In der vergangenen Woche ging es an dieser Stelle um eine Kopfbedeckung, die ein wenig modischen Mut voraussetzt: Die Sturmhaube mag auf der Skipiste zur Ausrüstung gehören, auf der Straße ist sie noch nicht so häufig anzutreffen. Deshalb soll es nun um ein Modell gehen, auf das sich erstaunlich viele Menschen einigen können. Das eng am Kopf liegende Beanie (schöner: die "Eierwärmer-Mütze") ziert nur ein Umschlag, kein unnötiger Bommel hängt an ihr dran. Dem nicht genug: Das gute Stück hält beide Ohren warm und nimmt sich auch selbst nicht so wichtig – das kann in aufwühlenden Zeiten wie diesen eine Wohltat sein. Anders gesagt: Die Zurückhaltung bei gleichzeitiger Funktionsfähigkeit hat der Eierwärmer-Mütze geschlechterübergreifend viele Fans beschert.

Die einseitige Begeisterung hat Konsequenzen für das Angebot in den Läden: Es scheinen nur mehr Beanies in den Verkauf zu gehen. Monotonie in den Regalen und Onlineshops. Auf die Aufforderung experimentierfreudiger Influencerinnen, zur Abwechslung Bucket Hat oder Baskenmütze auszuprobieren, wird weitestgehend gepfiffen.

Modell aus der Kollektion des spanischen Sneaker-Labels Hoff.
Foto: Hoff

Dafür bewies Rihanna vor einigen Monaten, dass sie das richtige Näschen hat: Sie kam zur Met-Gala in New York mit Boyfriend A$AP Rocky – und Beanie. Der Popstar war vom französischen Modehaus Balenciaga ausgestattet worden. Ein durchschnittlicher Auftritt war das natürlich nicht. Denn erstens zog Rihanna nicht nur ein Accessoire über, das ihr Freund selbst gerne trägt, sie verhalf dem Beanie zweitens auch zur Gala-Tauglichkeit: Unter ihrer Wollmütze lugte ein schmuckbesetztes Stück Netz hervor.

Das passt natürlich in Zeiten, in denen sich Streetwear und High Fashion im Dauerflirt befinden, gut. Selbst das Modehaus Chanel ließ es sich nicht nehmen, den Models im Rahmen der Winterkollektion Beanies aufzusetzen. Damit die nach Chanel aussehen, wurden sie mit gebrandeten Broschen aufgemascherlt.

CHANEL

Interessanter Nebeneffekt der Eierwärmer-Manie: Die am Hinterkopf sitzende, die Ohren freilegende kleine Strickmütze, die in den vergangenen Jahren das Bild dominierte, scheint eine Ruhepause einzulegen: "Helixing" (so wurde das einstige Hipster-Phänomen genannt) hat erst einmal ausgedient. Oder gibt's dazu auch andere Meinungen? (Anne Feldkamp, 21.11.2021)