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"Das einfachste Feld, in die Energiewende zu investieren, ist die Energieeffizienz."

Foto: Getty Images / Andriy Onufriyenko

Unser aller Lebensraum wird sich in den nächsten Jahren deutlich verändern, wenn es nach dem Willen der Energiewender geht – und zwar in Richtung grüner, nachhaltiger und vor allem karbonfrei. Die Maßnahmen werden von den europäischen Staaten und der EU unter dem Titel "European Green Deal" gefördert.

Von den geplanten Maßnahmen profitiert unter anderem auch das niederländische Unternehmen Fastned. Dieses betreibt in mehreren europäischen Ländern ein Netzwerk öffentlich zugänglicher Ladestationen für Elektrofahrzeuge, das ständig erweitert wird. Damit soll die Elektromobilität gepusht werden. Immerhin ist der Hauptgrund für einen Nichtumstieg auf ein E-Auto die Angst vorm Liegenbleiben, weil die Batterie leer ist.

2012 in Amsterdam von Bart Lubbers und Michiel Langezaal gegründet, verfügt Fastned über 54 Mitarbeiter. Insgesamt betreibt das Unternehmen rund 140 Schnellladestationen, mehr als 160 sind in der Pipeline. Bis zu 1.000 Ladestationen, die ausschließlich Grünstrom mit hoher Kilowattzahl liefern, sollen es europaweit werden.

Je nach Fahrzeugsystem kann man im Idealfall in 15 Minuten bis zu 300 Kilometer Reichweite zum Preis von 35 Cent pro Kilowattstunde laden. Ladestationen gibt es aktuell in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien.

Early Mover

Fastned gilt als sogenannter Early Mover, war also bereits sehr früh mit seiner Technologie am Markt. Noch sind die Umsätze sehr bescheiden: Nach einer Analyse von Kepler Cheuvreux könnte das Unternehmen heuer an die 16 Millionen Euro einnehmen. Die Analysten glauben, dass sich das in den kommenden Jahren jeweils verdoppeln wird. Das scheint realistisch: Mit einem Umsatz von 4,4 Millionen Euro aus den Ladevorgängen stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Vorjahrs um 63 Prozent.

Der Börsenkapitalisierung ist mit rund 900 Millionen Euro recht ordentlich für ein Unternehmen, das noch keine Gewinne macht – aber das war auch bei Tesla lange Zeit so. Mit Letzterem hat Fastned übrigens einen riesigen Ladepark bei Hilden in Nordrhein-Westfalen entwickelt. Börsenprofis gefällt der Titel – sicher auch, weil das Unternehmen seinen Umsatz im dritten Quartal 2021 um 99 Prozent auf 3,2 Millionen Euro gesteigert hat. Aktuell notiert die Fastned-Aktie bei um die 50 Euro. Die Analysten von Kepler sehen das Kursziel bei 133 Euro, da ist also noch allerhand Spannung drin.

Französischer Outperformer

Das einfachste Feld, in die Energiewende zu investieren, ist die Energieeffizienz. Denn laut Experten kosten veraltete Lager, Relais, Leitungen, Pumpen, Ventile, Elektromotoren und Getriebe in Industrieunternehmen bis zu 40 Prozent der verbrauchten Energie.

Auf die Strategie der Energieoptimierung will man übrigens auch in Deutschland in puncto Energiewende setzen, denn die billigste Energie ist die, die erst gar nicht verbraucht wird. Neben Siemens und ABB ist die französische Schneider Electric einer der großen Player in der Energieeffizienz.

Für Investoren in Energieeffizienz kann Schneider Electric ein Basisinvestment sein. Die Franzosen sind in der Automatisierungstechnik, bei Trafos und Relais weltweit ganz vorne mit dabei. Daneben bietet Schneider Regel- und Steuertechnik, mit der sich der Energieverbrauch von Industrieprozessen um bis zu 30 Prozent senken lässt.

Anlegern gefällt das Unternehmen schon länger, der Aktienkurs hat in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 30 Prozent zugelegt und liegt bei knapp unter 150 Euro. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 11,8 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Währungsschwankungen und Zu- wie Verkäufe von Unternehmensteilen herausgerechnet war das ein Plus von 8,8 Prozent.

Die Schweizer Bank Credit Suisse sieht jedenfalls noch Potenzial in der Aktie. Der Elektronikkonzern bleibe innerhalb der Branche der Favorit, heißt es in einem Outlook. Das Unternehmen sollte steigende Rohstoffkosten und Zuliefererprobleme meistern. Die Perspektiven für die Margen seien gut, sagen die Schweizer.

Dämmen, was das Zeug hält

Ohne Energiesparen geht bei der Energiewende also nix, und so sind Aktien von Dämmstofferzeugern ebenso beliebt wie nie zuvor. Zu den Branchengrößen zählen Sto, Rockwool und Steico. Diese Aktien in einer sonst eher faden Branche zeigten zuletzt aber ordentlich Feuer und haben ihren Kurs im vergangenen Jahr verdoppeln können.

Die Steico-Gruppe fokussiert auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb ökologischer Bauprodukte. Dieser Ansatz gefällt den Investoren, und so gewann das Papier während der vergangenen drei Jahre um mehr als 420 Prozent an Wert dazu. In den ersten neun Monaten 2021 hat sich der Gewinn vor Zinsen und Steuern auf 50,1 Millionen Euro mehr als verdoppelt. (Reinhard Krémer, Magazin "Portfolio", 2.12.2021)