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Oasis 1996 am Höhepunkt. Die beiden Brüder Noel (Zweiter von links) und Liam Gallagher (rechts) mochten sich nie, 2009 war nach zwei guten und einer handvoll schlechten Alben Schluss.

Foto: Reuters

1996 waren Oasis die weltweit beste und größte Band, zumindest in Großbritannien. Die beiden Konzerte vom 10. und 11. August 1996 im Knebworth Park in der Grafschaft Hertfortshire vor rekordverdächtigen 250.000 Besuchern und Besucherinnen stellte den frühen Höhepunkt ihrer Karriere dar.

Der Britpop regierte in der Nachfolge von Grunge die Jugend unter dem neoliberal wieder stolz hochgehaltenen Banner des Union Jack. Songschreiber Noel Gallagher und Sänger Liam Gallagher waren blöderweise brüderlich verwandt und deshalb einander spinnefeind. Sie stritten und schlugen sich regelmäßig, um die kreative Spannung in der Band aufrechtzuerhalten.

Nebenher gaben sie die lustigsten Interviews der Welt. Wer schon öfters maulfaule und musikalisch komplett uninteressante Beatles-Verehrer aus sozialen Brennpunkten in der britischen Provinz zu interviewen hatte, weiß das wirklich zu schätzen. Natürlich waren auch die aus einer Sozialsiedlung in Manchester kommenden Gebrüder Gallagher Beatles-Verehrer. Songschreiber Noel zeichnete die musikalische Entwicklung der großen Vorbilder auch diszipliniert, aber mehr mit dicken Filzstiften als mit dünnem Pinsel nach.

Oasis

Wie eine interessanterweise erst 25 Jahre nach dem damaligen Triumph von Oasis gefertigte Filmdokumentation zeigt, die jetzt der Live-CD Knebworth 1996 (Big Brother Records) beiliegt, war damals nach einer langen Phase des wirtschaftlichen und sozialen Niedergangs wieder Morgenluft in Großbritannien zu wittern. Unter dem Schlagwort "Cool Britannia" ging es vor allem auch in der Kultur, und hier hauptsächlich in der Musik, mit einem gewissen Nationalstolz wieder aufwärts. Selten hat man blasse Briten so glückselig erlebt.

Oasis lieferten mit Hits der ersten beiden Alben, Definitely Maybe und (What’s The Story) Morning Glory?den Soundtrack. Wonderwall, Don’t Look Back In Anger, Champagne Supernova, alle Hits sind auf der CD zu hören. Wer Livealben von Bands mag, die den Studioversionen ihrer Lieder nichts hinzuzufügen haben, wird bestens bedient. Das Publikum kreischt sich dazu bewusstlos. Als Zugabe spielen Oasis I Am The Walrus von den Beatles. Das tut dann leider ein wenig weh. (schach, 20.11.2021)